Gelsenkirchen-Horst.

Gedanken in Worte fassen, aufschreiben, was wichtig, spannend oder lustig ist, den Mitschülern etwas vorlesen oder eigene Beiträge in der Schülerzeitung veröffentlichen: Die Schreibwerkstatt der Gesamtschule Horst macht’s möglich. Sie ist gedacht für Schülerinnen und Schüler der fünften Klassen. Für praktische Unterstützung sorgen die „Großen“ aus der 10, um die wissenschaftliche Begleitung kümmern sich Studentinnen der Universität Duisburg-Essen.

Mit mehr als 160 Zeichen

Geschichten brauchen mehr als 160 Zeichen. Doch gerade die SMS-Kurzmitteilungen, die auf diesen Zeichenvorrat begrenzt sind, sowie ihre elektronische Verwandschaft in Chatrooms und sozialen Netzwerken sind es, die die Kommunikation unter den Schülern radikal verändern, mehr als die Probleme, die das Schreiben-Lernen mit sich bringt, wenn Deutsch nicht die Muttersprache ist.
Diese knappen Texte mit ihren reduzierten Aussagen kommen ganz ohne Artikel aus und setzen sich souverän über die Regeln der Groß- und Kleinschreibung hinweg. „Wir wollen aber Sprache und Schreiben als einen freudvollen Prozess erfahrbar machen“, erläutert Lehrerin Anke Käding den pädagogischen Hintergrund des Projektes, das vom Institut für Deutsch als Zweit- und Fremdsprache wissenschaftlich betreut wird.

Die Schreibwerkstatt hat erst kürzlich ihre Pforten geöffnet. In einer munteren Runde warfen sich die acht Fünftklässler, die sieben Zehntklässler und die beiden Lehramtsstudentinnen Maria Sarul und Sarah Tabersky gegenseitig einen Ball zu, um sich vorzustellen und die Namen der Teilnehmer zu merken. Nach dem sportlichen folgte der praktische Teil dieser freiwilligen Arbeitsgemeinschaft: „Wir bilden zwei Gruppen und jede Gruppe entscheidet, ob sie eine spannende oder eine lustige Geschichte entwirft.“ Dazu musste jeder Schüler ein, zwei Sätze auf einem Blatt Papier notieren und dieses dann zur Vervollständigung an den Nachbarn weiterreichen.

Schreibförderung stärkt Sprachkompetenz und Selbstvertrauen, tut aber auch Not: „Schüler, die von der Grundschule zu uns wechseln, verbinden das Schreiben oftmals mit Misserfolgen und schlechten Noten“, weiß Anke Kläding.

Wie man Texte verbessern oder noch anschaulicher formulieren kann, sollen nicht nur Erwachsene vermitteln. Als so genannte Schreibberater werden die Zehntklässler im Laufe der nächsten Wochen ausgebildet, damit sie ihren praktischen Erfahrungsschatz auf Augenhöhe weitergeben können. Der Besuch einer Kunstausstellung in der Uni Essen sollen sich gleich doppelt auszahlen: Die Kleinen erhalten Anregungen für eine Geschichte, die Großen einen Einblick vom Wissenschaftsbetrieb.