Gelsenkirchen-Erle.

Oftmals sind sie die erste große Liebe. Es dauert nur den Bruchteil einer Sekunde, da schlägt das Kinderherz für das süße Langohr, das so putzig drein schaut. Oder für das nette Meerschwein, das mit den vielen Wirbeln. Doch so schnell die Liebe entfacht ist, so wenig wissen viele Tierfreunde über die artgerechte Haltung solcher Kleintiere. Eine leidvolle Erfahrung, die die Mitarbeiter des Tierheims an der Willy-Brandt-Allee in Erle oft machen. Dabei gibt es einfache Grundregeln.

Kaninchen oder Meerschweinchen

Die erste ist: Man muss sich entscheiden zwischen Kaninchen und Meerschweinchen, sofern man nicht zwei Gehege hat. „Es ist wichtig, aufzuräumen mit dem Irrglauben, man könne Meerschweinchen und Kaninchen zusammen halten. Das ist, als ob ein Deutscher und ein Chinese sich unterhalten – die quasseln ohne Ende und verstehen einander nicht“, findet Thorsten Wiese, Mitarbeiter des Gelsenkirchener Tierheims, deutliche Worte. Was die Bedürfnisse betrifft, so unterscheiden sich die Tiere allerdings weniger. „Die beste Haltung ist natürlich die Außenhaltung in isolierten Boxen“, so der Fachmann, der gleich eine Einschränkung vornimmt. „Dafür ist es jetzt aber zu spät. Die Zeit bis zum ersten Frost ist zu kurz. Das reicht nicht, um ein dickes Fell aufzubauen.“

Möglich ist es allerdings, mit dem Tier im Hause den Winter zu verbringen und dann im Frühjahr die Außenhaltung vorzubereiten.

Grundsätzlich sind beide Tiere in der Natur in Gruppen vorzufinden. Eine Einzelhaltung ist also tabu. „Es gibt Tiere, die mögen keine Artgenossen. Da wäre das möglich. Aber das gibt es sehr, sehr selten.“ Zwei Tiere sind mindestens für eine artgerechte Haltung notwendig. Doch auch das reicht nicht aus. Die Tierchen brauchen auch Beschäftigung. Über aktuelle Trends wie „Kanin-Hop“ kann Thorsten Wiese aber nur lachen. „Das ist totaler Blödsinn. Wenn die Tiere alleine hoppeln können in einer Erlebnislandschaft, dann ist das toll. Aber an der Leine über Hürden zu springen, das kann nicht im Sinne des Tieres sein.“

Kleine Aufgaben meistern

Vielmehr bieten sich kleine Aufgaben an, um die Tiere ausreichend zu beschäftigen. „Es gibt mittlerweile Futterkugeln. Die sind sehr gut. Man kann sie aber auch leicht selbst machen aus einer Toilettenrolle. Kaninchen zum Beispiel brauchen ewig, um das Futter da raus zu holen und haben viel Spaß dabei.“

Beim Futter empfiehlt der Mitarbeiter des Tierheims: „Am besten ist Heu. Dazu kann man frisches Obst und Gemüse kombinieren. Kohl aber macht das Tier fett und verursacht Blähungen. Da muss man vorsichtig sein. Dazu kann man etwas Grundfutter geben.“ Insgesamt fällt das Fazit von Tierheim-Mitarbeiter Thorsten Wiese einfach aus: Auch ein kleines Tier bedarf großer Fürsorge.