Gelsenkirchen-Horst.

Obst und Gemüse gibt es nicht nur im eigenen Garten und im Supermarkt. Knackige Möhren, saftige Äpfel und frischer Salat gedeihen auch dort, wo jetzt nur Rasen und Blumen wachsen - zum Beispiel im Nordsternpark. Diese öffentlichen Flächen sollen auch weiterhin den Bürgern zur Verfügung stehen, allerdings unter dem Motto „Betreten und Ernten ausdrücklich erlaubt“. Die Idee vom Gärtnern in Grünanlagen, entwickelt von der SPD, hat auch einen sozialpolitischen Ansatz: Die Flächen sollen von Langzeitarbeitslosen gestaltet und bewirtschaftet werden.

„In Gelsenkirchen sind sechs von sieben Arbeitslosen dauerhaft ohne Beschäftigung und auf dem ersten und zweiten Arbeitsmarkt nicht mehr zu vermitteln“, beschreibt Lutz Dworzak, Vorsitzender des Sozialausschusses, den Hintergrund. In Trägerschaft eines Wohlfahrtsverbandes oder einer Arbeitsförderungsgesellschaft könnte dieser Personenkreis einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung nachgehen. Die Aufgabe: Grünanlagen in öffentliche Beete umwandeln, sie anlegen und betreuen, damit Bürger anschließend die Ernte einbringen können. Einen entsprechenden Prüfauftrag an die Verwaltung hat der Sozialausschuss in seiner jüngsten Sitzung verabschiedet.

Wie öffentliches Gärtnern in Gelsenkirchen funktionieren könnte, haben sich Lutz Dworzak und Bezirksbürgermeister Joachim Gill (SPD) kürzlich in Andernach angesehen. In der 30 000-Einwohner-Stadt in Rheinland-Pfalz heißt es schon seit dem Jahr 2010 „Pflücken erlaubt“. Oberbürgermeister Achim Hütten erklärt das Projekt von der „essbaren Stadt“: „Bei uns werden städtische Grünflächen für die urbane Landwirtschaft genutzt. Städtisches Grün übernimmt im Rahmen einer nachhaltigen Stadtentwicklung nicht nur ästhetische, sondern auch ökologische und ökonomische Funktionen. Zudem werden Bürger für ihre städtischen Grünflächen sensibilisiert; sie lassen sich gerne in Nutzung und Pflege einbinden.“

An Grünflächen, auf denen das urbane Gärtnern möglich gemacht werden könnte, gibt es reichlich in der Stadt. So schwebt Bezirksbürgermeister Gill jenes Areal im Nordsternpark in der nähe des Bergbaustollens vor, auf dem schon zur Zeit der Bundesgartenschau Gemüse angebaut wurde. „Vielleicht ist das auch am Schloß Horst möglich“, schwebt Gill vor. Die Gefahr, dass die Beete noch vor der Ernte zerstört würden, sehen Gill und Dworzak nicht: „Die Erfahrungen in Andernach zeigen: Vandalismus bleibt außen vor.“