Gelsenkirchen-Buer.

In jedem Krankenzimmer hängt ein Spender für Desinfektionsmittel. Kaum ein Gang, auf dem nicht zusätzlich ein Wagen mit den grünen Kanistern zu finden ist. Saubere Hände sind garantiert, im Sankt Marien-Hospital. Sofern denn jeder das Angebot wahrnimmt. Und das sollte man, mahnen die drei Hygienefachkräfte des Hauses.

Denn die Gefahr durch Keime, Bakterien und Viren steigt. „Als ich mit der Medizin begonnen habe, gab es das gar nicht. Damals kannte man eintausend Virenstämme. Heute sind es einhunderttausend. Das ist eine stete Weiterentwicklung“, erklärt Arnd Kemper, Ärztliche Leitung der Abteilung Hygiene, dass die Viren sich schneller entwickeln als die Aufklärung der Gesellschaft geschieht. „Das Bewusstsein für Hygiene muss weiter geschärft werden. Die Schwierigkeit ist ja, dass man das nicht sieht. Man kämpft gegen etwas an, das man nicht bewusst wahrnimmt. Das lässt manche Menschen die Bedeutung vergessen.“

Mundschutz ist unerlässlich

Frauke Brucksiegge, selbst Krankenschwester und angehende Hygienefachkraft, legt einen Mundschutz an. Konzentriert knotet sie hinter dem Kopf die Schnüre zusammen. Der erste Schritt zur Sicherheit, wie die Fachkräfte wissen. Denn die Maßnahme dient nicht nur dem Schutz des Patienten, sondern auch dem eigenen. „Es geht nicht nur darum, nichts einzuatmen. Es gilt auch, unbewusste Berührungen der Hand am Mund zu vermeiden. Das ist eine der Hauptinfektionsquellen“, weiß Andrea Dißelbeck, Hygienefachkraft.

Weiter geht es. Frauke Brucksiegge streift einen grünen Kittel über. Auch der ist enorm wichtig. Und er ermöglicht, mitunter infizierte Kleidung beim Ausschleusen aus einem Isolierzimmer hinter sich zu lassen. Eine Kopfhaube ist meistens nicht nötig. „Dafür gibt es nur eine Indikation. Und zwar, wenn ich besonders engen Kontakt zu einem Patienten habe, zum Beispiel bei einem MRSA-positiven Neugeborenen. Oder bei der Physiotherapie, da kann das auch wichtig sein.“

„Krankenhauskeim“ MRSA

MRSA. Das ist heute in aller Munde. Dabei ist der multiresistente Staphylococcus aureus gar nicht mal mehr die größte Gefahr. Denn der sogenannte „Krankenhauskeim“ kann zwar für vorgeschwächte Patienten bedrohlich sein, für andere aber weniger. Und aus medizinischer Sicht ist wichtig, er bleibt stabil, behält also seine Form bei. „Ganz anders ist das beim ESBL-Bildner“, spricht Arnd Kemper die Extended Spectrum Beta-Lactamase an. Diese kann nämlich quasi andocken an andere Keime und bildet dann mit denen eine zuweilen verheerende „Kampftruppe“. „Die Erreger bilden dann im Körper des Patienten ein Gegenmittel gegen Antibiotika. Das ist viel schlimmer als eine Resistenz“, erklärt der ärztliche Leiter die neue Gefahr, die bisher nur wenig in den Medien diskutiert wurde.

Wo sie steht und geht, benutzt Frauke Brucksiegge das Mittel zur Händedesinfektion. damit geht sie mit gutem Beispiel voraus. „Es ist einfach wichtig, dass auch die Bevölkerung sensibilisiert ist. Das hilft uns auch im Krankenhaus weiter.“ Und während sie sich die klare Flüssigkeit auf den Händen verreibt, ergänzt sie: „Gesunde Menschen, die hier zu Besuch kommen, bedenken oft gar nicht, dass das Krankenhaus ein sehr sensibler Bereich ist. Die Keime, mit denen ein gesunder Mensch gut umgehen kann, die können für einen geschwächten Patienten sehr gefährlich sein“, appelliert die Krankenschwester an das Verantwortungsbewusstsein der Menschen.

Spender in Leuchtfarben bestellt

Beim Verlassen des Krankenhauses fällt der Blick noch einmal auf das Foyer. Im Gegensatz zu vielen anderen Krankenhäusern in der Region,sucht man hier einen Spender für Desinfektionsmittel vergebens. Noch. „Der ist bestellt“, lacht Arnd Kemper. Und Frauke Brucksiegge ergänzt: „Wir haben extra einen in Leuchtfarben ausgewählt. damit auch jeder aufmerksam wird.“