Gerade erzählt Wilhelm Weiß im Besucherstollen Nordsternpark noch von der Arbeit beim Stollenausbau unter Tage. Auf einmal ruft Weiß laut „Feuer!“ - schlagartig geht das Licht aus, ein lauter Krach hallt durch den Stollen. Großer Schreck bei den Besuchern, aber alles Teil der Führung. Den Gästen sollte ein Eindruck vom „schießen“ in den Steinkohlenbergwerken vermittelt werden.
Echte Männer vom Pütt
Die simulierte Sprengung war jedoch nicht das Einzige, dass die Besucher am Sonntag in Erstaunen versetzte. Beim Tag der offenen Tür im Besucherstollen im Horster Nordsternpark konnten sie sich vielfältig über die Arbeit unter Tage und das Leben der Bergmänner informieren. Ihre Führer waren dabei echte Männer vom Pütt, die ihren Beruf von der Pike auf gelernt haben.
Zahlreiche Gruppe schleusten die Mitglieder des Freundeskreises Nordstern, der den Stollen betreibt, am Sonntag durch ihr unterirdisches Museum. Während im hinteren Ende eine Gruppe die Sprengung erlebte, drängten vorne schon die nächsten Besucher herein. Zu sehen gab es für alle aber mehr als genug.
Selbst den Bohrhammer stemmen
Etwas weniger spektakulär, dafür aber nicht weniger interessant war beispielsweise die Ausstellung der bergmännischen Arbeitsgeräte. Gerne sind Wilhelm Weiß und seine Kumpel bereit, Interessierte einmal selbst Hand anlegen zu lassen. Einen Stempel aufrichten, den Bohrhammer stemmen – keine leichte Aufgabe für ungelernte Menschen ohne Dauerabo im Fitnessstudio.
Auch auf die Gefahren, die für den Bergmann unter Tage lauern, wurde hingewiesen. So erfuhren die Gäste, warum ein Kumpel unter Tage nie allein sein sollte. „Ein Bergmann ohne Licht ist ein armer Wicht“, erinnert sich Wilhelm Weiß an einen Spruch, den er schon in der Ausbildung lernte. Denn für den Fall, dass die allgemeine Beleuchtung und eine Grubenlampe ausfallen sollten, wird die Orientierung ansonsten schwierig.
Für die jüngeren Besucher gab es dazu noch einiges mehr zu entdecken. So dürfen die Kinder im Stollen beispielsweise in einen kurzen Schacht mit nur einem Meter Deckenhöhe krabbeln. So können sie ein Gefühl für die Arbeitsumstände im Bergbau bekommen. Besonderes Interesse rufen bei den Kleinen meist auch die ausgestellten Bahnen und Wagen hervor. Eindrucksvoll ist zum Beispiel die Einschienenhängebahn. „Sonst wird den Kindern immer erzählt, so ein Fortbewegungsmittel gibt es nur in Wuppertal, aber bei uns steht auch eins“, erzählt Dieter Rogosch dazu.
Im realen Einsatz
Fast alle Exponate die im Besucherstollen zu sehen sind, waren früher auch im realen Einsatz. Ein Bergkittel von Graf Bismarck, alle Arten von historischer und aktueller Beleuchtung und Werkzeuge jeder Art finden sich an allen Ecken und Enden. Dazwischen illustrieren Fotos und Zeichnungen immer wieder die Arbeit unter Tage.
Doch neben diesem eher musealen Teil sind es vor allem die Geschichten aus dem Leben der Stollen-Führer, welche die Besucher immer wieder fesseln. Für ein erstauntes „Ah“ und „Oh“ müssen die Kumpel im Nordsternpark eben nicht immer gleich eine Sprengung nachstellen.