Gelsenkirchen-Erle. .
„Das ist wirklich ein herrlicher Duft. Wilde Rose. Das müssen sie haben.“ Otto Schulte steht mitten im Gang des Trödelmarktes an der Arena. Aus einem durchsichtigen Seifenspender mit rosafarbenem Inhalt drückt er jedem, der vorbei kommt, einen Klecks Seife auf die Hand. So, als handele es sich dabei um das schönste Eau de Parfum. Es dauert nicht lange, da hat er die Handwaschemulsion an den Mann gebracht. Für zwei Euro. Fünfzig Cent mehr, als die Seife eigentlich hatte kosten sollen. Lachend dreht sich der Trödel-Profi um. „Siggi, ich habe zwei Euro für Dich gemacht. Ist das okay?“
Mit dem Mofa zum Trödelmarkt
Siggi freut sich. Nicht nur, weil sie ihre Seife losgeworden ist. Auch über den ungewöhnlichen Besuch. Seit 22 Jahren steht sie jeden Dienstag hier. Aber das hat sie noch nicht erlebt. „Datt gibt schönes Taschengeld“, erklärt sie ihr Hobby. Obwohl das manchmal anstrengend ist. Immer kommt sie auf ihrem alten Mofa. Das hat sie seit 21 Jahren und, wie kann es anders sein, auf dem Flohmarkt erstanden.
Siggis Angebot umfasst eigentlich alles. Von der besagten Seife bis hin zu jeder Menge Klüngelkram. Und Schalke-Fan-Artikel. „Ich bin hier die Schalke-Oma. Da brauchen sie nur am Eingang fragen. Jeder weiß, wo ich zu finden bin.“ Tatsächlich ist die 67-Jährige das Maskottchen des Marktes. „Ich brauche deswegen auch keine Standgebühr zu zahlen“, berichtet sie stolz. Und was sagt der Profi? „Siggi ist so erfahren, da kann man keine Tipps mehr geben. Da kann ja eher ich noch etwas lernen.“
Ganz anders gestaltet sich dies am Stand von Brunhilde und Gilbert Kieslich. Beide waren zwar schon auf ein paar Trödelmarkten, auf dem Berger Feld aber sind sie zum ersten Mal. Und eigentlich weiß die engagierte Frau, dass sie nicht alles richtig macht. „Sonst würde ich ja mehr verkaufen.“ Neugierig lauscht sie den Tipps vom Profi. Und der wird schnell fündig. Leider im Hintergrund des Standes, wo die Kieslichs das Kinderspielzeug untergebracht haben. „Kindersachen müssen immer nach vorne gestellt werden. Kinder sind die treibenden Kräfte. Die ziehen die Mütter an.“ Was im Supermarkt an der Kasse funktioniert, gilt auch auf dem Trödelmarkt.
Weiter geht es. Jetzt wird die Präsentation der Textilien bemängelt. Die, so Schulte, sollten grundsätzlich sichtbar sein. „Die Kleider sollten immer auf einer Stange hängen. Und nicht nur in einer Reihe, sondern auch sichtbar. Am besten hat man einen Stand, bei dem man auch Kleidung von oben herab hängen lassen kann.“ Die Gläser würde der Profi am liebsten aussortieren. „Altes Glas oder Bleikristall, das geht immer. Aber Billiggläser braucht man nicht mitzuschleppen. Dafür ist der Platz zu schade.“
Jetzt mischt sich der interessierte Gatte ein. „Was ist denn mit den Kerzenständern. Soll da eine Kerze rein?“ – „Wenn ihr eine habt, klar.“ Bestätigt dreht sich Gilbert Kieslich zu seiner Frau um: „Siehste.“
Dann wird Otto Schulte wieder fündig. Er hat neuwertige Herrenschuhe entdeckt. „Die verkaufe ich für ein paar Leute im Altenheim“, berichtet Brunhilde Kieslich. Doch das ehrenwerte Vorhaben habe hier nicht viel Aussicht auf Erfolg, prognostiziert Otto Schulte. „Man kann nicht alles überall verkaufen. Die Kaufkraft in Gelsenkirchen ist anders als zum Beispiel in Köln.“
Und während die Kieslichs dankbar sind für die vielen Tipps, reihen sich um den Trödelprofi wieder die Fans. Davon gibt es hier viele. Bianca, die im Imbiss arbeitet, ist eine davon. Jetzt ist sie schnell rüber gekommen. Für ein gemeinsames Foto. „Ich versuche, jede Sendung zu sehen. Weil ich früher selbst trödeln gegangen bin. Da hole ich mir gerne Tipps.“ Das Foto ist schnell gemacht. Die nächsten Fans stehen schon Schlange. Die türkischen Händler hingegen interessiert nur eines: „Wo ist Sükrü?“