Gelsenkirchen-Buer. .

Sie bevölkern die Wiesen rund um das Schloß Berge. Sie nutzen sie als Kinderstube. Die Wasservögel, die sich dort niedergelassen haben, bescheren den Spaziergängern hautnahe Naturerfahrungen und verdeutlichen eindrücklich, warum der Begriff „Gänsemarsch“ im Sprachgebrauch so verankert ist.

So nämlich drehen sie derzeit ihre Runden über das satte Grün. Allen voran die Kanada-Gänse, die meisten in Begleitung des fiepsenden Nachwuchses. Und je älter der ist, desto weniger Angst hat er vor Besuchern in seinem idyllischen Kinderzimmer.

Doch gerade die Gänse nehmen Überhand im Park, weiß Tierarzt Dr. Hauke Holdefleiss. „Die Tiere verursachen enorme Schäden an den Anlagen. Deswegen läuft immer wieder eine wilde Debatte, inwieweit man da eingreifen muss. Die Natur reguliert sich in der Stadt eben nicht selbst.“ Allen Tierfreunden sei zur Beruhigung gesagt, mit tatsächlichen Maßnahmen rechnet der Tierarzt nicht. Dennoch sollten auch Besucher sich ihrer Verantwortung bewusst sein, denn wer die Tiere noch füttert, verstärkt das Problem im Prinzip. „Auch wenn es putzig ist, das Füttern sollte man sein lassen. Zudem ist die klassische Brotfütterung für die Gewässer schlecht. Und was an Land übrig bleibt, zieht Ratten an.“

Dass einige Tiere sogar handzahm sind, darin aber sieht der Tierschützer kein Problem: „Die braucht man für die Kinder, die dadurch ein Gefühl entwickeln für Umwelt und Natur.“ Bestens geeignet dafür sind drei weiße Hausenten, die seit längerem schon am See leben. Immer im Trio unterwegs erstaunen sie Spaziergänger ob ihres Aussehens und ihres Vertrauens zum Menschen. „Die sind wahrscheinlich ausgesetzt worden“, weiß Holdefleiss. Selbiges trifft auch auf einige Wasserbewohner am Schloß Berge zu. „Da leben einige Wasserschildkröten und ich habe sogar schon eine Schnappschildkröte gesehen.“

Viel interessanter sind die vielen Küken, die die Ufer und die Wasserfläche für Lehrstunden in Sachen Leben nutzen. Dreifachen Nachwuchs gibt es beim Haubentaucher, der ihn aber meist unter seinen Flügeln versteckt. Auch wenn der Vogel zwar geschützt, aber keine Besonderheit ist, ein Blick auf seine Kinder zu erhaschen, ist schon außergewöhnlich.

Ganz besondere Unterhalter sind auch die Nil-Gänse, die mit ihrem Nachwuchs gern zu Fuß unterwegs sind. Denn ihre Rufe sind weithin zu vernehmen und auf menschliche Gäste reagieren sie mit krächzenden Lauten, die durchaus aggressiv klingen können. Auch ihre Anzahl steigt stetig.

So zauberhaft die Szenerie am Schloß Berge derzeit auch ist, den wirklich außergewöhnlichen Bewohner der Anlage bekommt man fast nie zu Gesicht. Seit einigen Jahren brütet hier auch ein Eisvogel. „Der braucht das Biotop da. Die Steinwände, an denen der Eisvogel brütet, sind von der Stadt extra angelegt worden“, so Holdefleiss. Denn gehegt und gepflegt wird die Anlage durchaus. Und so fühlen sich dort eben alle wohl, die tierischen Eltern mit ihrem Nachwuchs und die menschlichen.