Gelsenkirchen.
Den Emscherkanal zu bauen, ohne Baulärm zu verursachen: Das funktioniert genauso wenig, wie jemandem den Pelz zu waschen, ohne ihn nass zu machen. Mit dieser Erkenntnis sahen sich jetzt die Mitglieder des Umweltausschusses konfrontiert, als ihnen ein Vertreter der Emscher-Genossenschaft Lippe-Verband (EGLV) den Ausbau des 8,2 km langen Teilabschnitts in Gelsenkirchen vorstellte.
23 Schächte sollen in einer Tiefe von 20 bis 25 m bis 2017 (um)gebaut werden, um das stinkende Abwasser der Emscher künftig unterirdisch abzuleiten und den offenen Fluss so weit wie möglich zu renaturieren, so EGLV-Projektleiter Björn Bauckhage. Dass sich das sukzessive Ausheben der Baugruben und Verfüllen mit Beton für die Kanalröhre durchaus laut gestalten könnte, dessen ist sich das Unternehmen bewusst: Schließlich können montags bis samstags zwischen 7 und 20 Uhr täglich bis zu 30 Fahrten mit dem Betonmischer anfallen (maximal 15 Hin-, 15 Rücktouren). „Pro Schacht muss man eine Bauzeit von bis zu eineinhalb Jahren rechnen“, so Bauckhage.
Entsprechend hat die Emschergenossenschaft detaillierte Baulärmprognosen entwickeln lassen und stellt „bei Bedarf“ Lärmschutzmaßnahmen in Aussicht. Für den Bereich des Schachtes zwischen Nordsternstraße und Am Bugapark wird derzeit ein Gutachten zum passiven Schallschutz erarbeitet.
Auch das Beschwerde-Management ist bis ins Kleinste durchgeplant: Auf den Bauschildern sollen die Telefonnummern der feste EGLV-Ansprechpartner und eines unabhängigen Sachverständigen angegeben werden, der sich um Kritik und Anregungen in Sachen Lärm oder Erschütterungen zu kümmern hat.
Die mit dem Ausbau beauftragte Firma Wayss & Freytag hat mit dem Bau der Schächte im Bereich Hafen Hugo und nördlich der Willy-Brandt-Allee/östlich des Hüller Bachs bereits begonnen. Für den Gelsenkirchener Teilabschnitt des von Bottrop bis Dortmund reichenden Kanals erhält sie von der Emschergenossenschaft 420 Mio. Euro.
Trotz der „unvermeidlichen Einschränkungen“, so der Ausschussvorsitzende Werner Klaus Jansen (CDU), äußerten sich die Politiker positiv zu dem fünfjährigen Vorhaben (Jansen: „Das Ganze geht ja fast schneller als der Umbau der Horster Straße“). „Davon wird sicher eine neue Lebensqualität zu erwarten sein, etwa wenn wir an der Emscher spazieren gehen können, ohne die Nase rümpfen zu müssen“, freute sich Klaus Rassmann (CDU), während Manfred Leichtweis (SPD) das Beschwerde-Management lobte und darum bat, den Ausschuss kontinuierlich darüber zu informieren.