Gelsenkirchen-Scholven.

Das durch die erhöhten Benzol-Werte vorerst gestoppte Bebauungsplanverfahren zur Norderweiterung des Chemiestandortes Scholven könnte voraussichtlich Ende September abgeschlossen werden. Davon geht der städtische Chefplaner Clemens Arens aus, der in der gestrigen Sitzung den möglichen Zeitplan vorstellte. Der für das Baurecht notwendige Satzungsbeschluss könnte am 6. September von der Bezirksvertretung Nord, am 12. September vom Planungsausschuss und am 27. September abschließend vom Rat gefasst werden.

Dass wieder Bewegung in dieses Verfahren gekommen ist, hängt mit den gesunkenen Benzol-Werten zusammen. Hatten sie zum Ende des vergangenen Jahres noch den Grenzwert von fünf Mikrogramm pro Kubikmeter überschritten, so liegen sie jetzt nach Messungen im ersten Quartal nach Aussage von Ute Nierhoff vom Umwelt-Referat darunter, im Durchschnitt aller fünf Messstellen bei 2,9 Mikrogramm. Als Ursache für den Anstieg kämen „diverse diffuse Quellen“ infrage, zum Beispiel defekte Dichtungen im kilometerlangen Rohrleitungssystem der Raffinerie. Auch Erdarbeiten mit belasteten Böden, inzwischen eingestellt, könnten für einen Anstieg verantwortlich sein.

Rainer Faber von der Bürgerinitiative relativierte die Ergebnisse. Auf den längeren Zeitraum zwischen September ‘11 und März ‘12 betrachtet, läge der Wert bei 4,98 Mikrogramm und damit nur knapp unter dem Grenzwert. Er stellte zudem die Frage, warum die Werte an der besonders auffälligen Messstelle am Fünfhäuserweg im März doppelt so hoch ausgefallen seien wie im März.

Heftige Schelte von allen politischen Seiten erhielt die Verwaltung für ihre eigenmächtige Entscheidung, keine Vertreter von BP und Bezirksregierung zur Sitzung eingeladen zu haben, obwohl die SPD es so gefordert hatte. „Das ist befremdlich“, stellte Bezirksbürgermeister Thomas Klasmann fest, nachdem Andreas Est (CDU) zuvor angemerkt hatte: „Ich fühle mich wohler, wenn ich Informationen aus erster Hand erfahre.“ Das soll jetzt in der Sitzung am 31. Mai nachgeholt werden.