Gelsenkirchen-Erle. .
Die Artisten sind jung, klein, beweglich und kaum zu bremsen – ihr Publikum besteht vorwiegend aus älteren Damen, die in ihren Bewegungsmöglichkeiten meist stark eingeschränkt sind. Dass dieser Kontrast funktioniert und allen sichtlich Spaß macht, bewies jetzt der Grundschul-Zirkus „Martinelli“, als er die Bewohner des Alten- und Pflegeheims St. Josef förmlich zu Begeisterungsstürmen hinriss.
Da flogen die Arme der alten Menschen in die Höhe, da schunkelte man im Takt der Musik im Rollstuhl, da gab es unüberhörbare Bravo-Rufe.
Seit zwei Jahren gibt es an der Grundschule an der Wanner Straße in Bulmke-Hüllen eine Zirkus AG. Geleitet wird das Projekt von den beiden Lehrerinnen Margarita Blum und Urte Hardering-Lubinski, die sich, gefördert von der Mercator-Stiftung zu Zirkus-Trainerinnen fortgebildet haben. Einmal in der Woche steht seitdem Zirkus-Training auf dem Stundenplan der kleinen Erst- bis Viertklässler, die sich an der AG beteiligen. Und das hinter den Kunststücken der kleinen Jungen und Mädchen viel Training steckt, spüren auch die 40 Bewohnerinnen und Bewohner des Altenheims, die sich zur Vorstellung im benachbarten St. Josef-Pfarrheim eingefunden haben.
Jeder Auftritt wird, fast wie im Varieté von einem Nummern-Girl oder -Boy angekündigt. 12 Nummern umfasst das rund einstündige Programm, das durch eine kleine Pause unterbrochen wird. Und die Kinder bieten ihren Zuschauern eigentlich alles, was zu einer Zirkus-Vorstellung gehört, Akrobatik im Piraten-Kostüm, eine Clowns-Nummer, die Wilhelm Tells Apfelschuss auf komische Weise interpretiert oder auch Jonglagen mit Bällen und Tüchern. Ein Highlight gibt es unmittelbar vor der Pause. Zu orientalische Musik führt eine kleine dunkelhaarige Schönheit, unterstützt von anderen Tänzern, eine Bauchtanz-Nummer auf, die den Senioren die Freudentränen in die Augen treibt. Da stört es keinen, dass die Musik im Laufe des Tanzes Disko-Lautstärke erreicht.
In der Pause gibt es, ganz wie im „großen“ Zirkus Popcorn für die Zuschauer.
„Mit diesem Programm treten wir jetzt erst zum dritten Mal auf. Wir müssen natürlich immer wieder neue Nummern einstudieren, da ja in jedem Schuljahr wieder die Artisten aus der vierten Klassenstufe die Schule verlassen“, erklärt Zirkus-Lehrerin Margarita Blum. Bisher seien die Vorstellungen immer durch private Kontakte vermittelt worden: „Wir freuen uns natürlich über jede Auftrittsmöglichkeit.“ So kam auch der Auftritt in Erle dadurch zu Stande, dass der Vater der Lehrerin im St. Josef Altenheim wohnt.
Artisten und Zuschauern jedenfalls machte der Kontakt von Jung und Alt sichtlich Spaß, die einen verbeugten sich tief, die anderen spendeten reichlich Beifall.