Gelsenkirchen-Hassel. .

Wer Ziele hat und Ideen, braucht Raum, diese zu verwirklichen. Das merkte auch die Moscheegemeinde am Freistuhl. Freizeit- und Bildungsangebote lassen das Gotteshaus derzeit aus allen Nähten platzen. Doch damit ist bald Schluss. Die Arbeiten am neuen Gemeindezentrum nämlich laufen auf Hochtouren.

Denn die Gemeinde übernahm das Nachbargebäude, eine frühere Verkaufhalle. „Wir haben hier 1350 Quadratmeter, die wir in drei Bereiche unterteilen“, erklärt Cesur Özkaya von der Ditib-Gemeinde.

Am imposantesten ist der neue große Saal. Allein dieser ist 500 Quadratmeter groß und ist, je nach Bedarf, in zwei Bereiche teilbar. „Unter der Woche ist vorne eine Teestube. Die alte Teestube neben der Moschee ist dann den Frauen vorbehalten“, so Özkaya. „Am Wochenende ist der Saal für Veranstaltungen offen.“ Und dabei denkt der Vorsitzende der Gemeinde nicht nur an muslimische Hochzeiten.

„Jeder im Stadtteil kann den Saal mieten. Auch für Polterabende oder christliche Hochzeiten. Daneben wollen wir hier Kulturveranstaltungen machen. Besonders schön wäre mal ein Klavierkonzert zum Beispiel – für alle Menschen im Stadtteil.“ Der Saal soll aber auch den verschiedenen ethnischen Gruppen innerhalb der Gemeinde Entfaltungsmöglichkeiten bieten.

So besuchen nicht nur Menschen türkischer Herkunft die Moschee. „Wir haben hier auch Iraner, Iraker, Marokkaner, Araber.“ Die Idee ist, dass sich diese Menschen mit ihrer Kultur in Form von offenen Veranstaltungen einbringen.

Ein zweiter Bereich ist später nur von hinten begehbar. Herzstück dieses Teils ist eine große Sporthalle, die Raum bietet für die zahlreichen Gymnastikkurse, die derzeit in Kooperation mit Gelsensport in der Moschee angeboten werden. „Bisher sind das eher Notunterkünfte für diese Kurse. Das wollen wir abschaffen. Es tut mir in der Seele weh, dass die Frauen derzeit unter solchen Bedingungen Sport treiben. Im Moment können sie noch nicht einmal danach duschen.“ Ein Zustand, der bald der Vergangenheit angehört. Denn der neue Sportbereich beinhaltet Duschräume für Frauen und Männer. Und sogar zwei Saunen.

Der dritte Bereich ist der Bildung vorbehalten. Zum einen werden hier die bestehenden Nachhilfeangebote für Schüler aus dem Stadtteil untergebracht. Zum anderen finden hier die Kurse eine neue Heimat. „Wie unser Gitarrenkurs. Der wird schon jetzt auch von Menschen ohne Migrationshintergrund besucht. Aber wir hoffen, dass das noch mehr wird“, so Özkaya, der sich bewusst ist, dass solche Angebote in der Moschee auf viele abschreckend wirken. „Das wollen wir ändern. Die Moschee wird saniert und danach wieder nur ein Gotteshaus sein. Alle Angebote finden dann im neutralen Gemeindehaus statt.“

Für die Zukunft träumt Cesur Özkaya auch davon, städtische Sozialarbeiter für die Einrichtung gewinnen zu können, denkt dabei an Drogen- und Eheberatung. „Wir tun schon was wir können, besuchen die Familien mit unserem Theologen. Aber so kommen wir nicht weiter“, meint Özkaya, der auch als Notfall-Seelsorger für die Polizei aktiv ist, um Missstände in vielen Familien weiß. „So etwas zu sehen, das tut mir in der Seele weh. Das Beste wäre, hier eine tägliche Anlaufstelle für Menschen bieten zu können.“

Es soll ein Haus der Gemeinschaft sein, das da Am Freistuhl entsteht, offen für Menschen jeder Herkunft. Weil das vor allem in lockerer Atmosphäre gelingt, hat Cesur Özkaya für das nächste Jahr noch eine Idee: „Wir wollen vor dem Gemeindehaus einen Teegarten eröffnen. So wie es an vielen Stellen die Biergärten gibt – aber ohne Alkohol natürlich.“