Gelsenkirchener Norden. . „Ich bin sprachlos und bestürzt, dass das jetzt so kommt“, kommentiert Karin Dreps die Entwicklung bei ihrem Arbeitgeber Schlecker. Was aus ihr wird, weiß sie noch nicht. Sicher sei nur, dass ihre Filiale am 24. März geschlossen wird. Die betroffenen Filialen erleben wegen des Ausverkaufs einen wahren Kundenansturm.

„Was aus mir wird, weiß ich noch nicht. Sicher ist aber, dass unsere Filiale am 24. März endgültig geschlossen wird.“ Das Lächeln fällt Karin Dreps nicht leicht, wenn sie ihre Kunden an der Kasse der Horster Schlecker-Filiale an der Essener Straße bedient. Ihre Schlecker Filiale ist eine der elf Gelsenkirchener Standorte der Drogeriemarkt-Kette, die auf der Schließungsliste des Insolvenzverwalters steht (die WAZ berichtete). An der Tür hängt noch das Plakat „Wir sind weiter für Sie da“ mit dem nach den ersten Meldungen über die Insolvenz Kunden in den Laden gelockt werden sollten. Nun endet das Kapitel Schlecker an der Essener Straße in wenigen Tagen.

„Ich bin sprachlos und bestürzt, dass das jetzt so kommt“, kommentiert Karin Dreps die Entwicklung bei ihrem Arbeitgeber, während sie die Waren der Kunden einscannt. Und es sind mehr Kunden als in den letzten Tagen, denn es hat sich herumgesprochen, dass es ab sofort 30 Prozent Rabatt auf alle Waren gibt. „Alles muss raus“ ist die Devise, die für die Schlecker Kassiererin Mehrarbeit bedeutet, denn für jeden Artikel muss der Rabatt per Hand in die Kasse eingegeben werden.

„Mir geht es schlecht, sehr schlecht!"

Das ist sicher auch der Grund, warum sich an der Kasse der Schlecker-Filiale in Sutum an der Theodor-Otte-Straße eine Kundenschlange bildet, die bis zum Ende des langen Regals reicht. Sektflaschen, Hundenahrung oder Haarshampoo, alles wandert gleich im Zehnerpack auf das Kassenband, an dem Angelika Trampe kaum Zeit zum Luftholen hat. Sie ist seit 19 Jahren bei Schlecker und hat schon eine Filialschließung hinter sich. Dass sie trotz aller Hektik noch mit ihren Kunden scherzt, „das ist reiner Galgenhumor“. In ihrem Inneren sähe es aber ganz anders aus: „Mir geht es schlecht, sehr schlecht! Das schlimme ist die Ungewissheit. Der Laden schließt zwar am 24. März, aber das heißt nicht, dass alle Kolleginnen aus den abgewickelten Filialen ihren Job verlieren. Konkret hat noch kleiner die Kündigung in der Tasche.“

So geht es auch ihrer Kollegin Dreps in Horst: „So weit ich weiß, soll es einen Sozialplan geben. Wen es dann trifft, für den ist das dann dramatisch. Viele Kolleginnen sind um die 50 Jahre alt, da weiß man ja, wie das auf dem Arbeitsmarkt ist.“ Ihre Lage sieht sie eher pessimistisch: „Ich bin zu alt für einen neuen Job und zu jung für die Rente.“ Als Alleinstehende habe sie zwar keine Familie zu versorgen, „aber wenn ich jetzt arbeitslos werde, wirkt sich das auch auf meine Rente aus.“

„Es ist eine Sauerei was da passiert."

Viel Zuspruch gibt es zur Zeit für die betroffenen Mitarbeiterinnen in den zur Schließung anstehenden Filialen in Horst, Sutum, Erle, Buer und Hassel. „Es ist eine Sauerei was da passiert. Besonders hart ist das für die Verkäuferinnen, aber auch wir müssen jetzt weiter laufen, um zum nächsten Schlecker zu kommen“, erregt sich der Horster Wilhelm Hermanns an der Kasse der Filiale an der Horster Straße. So sieht es auch Marianne Ernst, die im Sutumer Schlecker-Laden gerade ihren Großeinkauf bezahlt hat: „Ich finde das Sch... Hier in Sutum ist doch sonst kein Laden. Wo sollen wir denn einkaufen, wenn hier dichtgemacht wird. Aber das kümmert die da oben nicht, die denken nicht an die kleinen Leute.“

Zu diesen kleinen Leuten zählt sich auch Angelika Trampe, die in Sutum dank des 30-prozentigen Ausverkaufs-Rabatts den Ansturm des Jahres erlebt: „Mein Mann ist Frührentner und ich bin auf einen Arbeitsplatz angewiesen. Jetzt weiß ich nicht, wie es weitergehen soll. Wahrscheinlich werden wir am Freitag erst erfahren, wen es von uns tatsächlich treffen wird.“