Gelsenkirchen-Buer. .
Am Freitagabend feierte das Lokal ohne Namen – bei den Besuchern besser als „Fuck“ bekannt - seinen vierzigsten Geburtstag. Die Veteranenband „All our friends are dead“ sorgten dabei für die richtige Stimmung in der buerschen Pinte.
Der Name der bunt zusammengewürfelten Gruppe erwies sich an diesem Abend allerdings als glatte Lüge. Zumindest konnte sich noch genug der Freunde der Musiker ins 21. Jahrhundert retten, um den Schankraum im LoN ordentlich zu füllen. Einiges an Stehvermögen mussten die zu meist älteren Damen und Herren auch noch mitbringen – immerhin sorgten „All our friends are dead“ für fast vier Stunde Rundumbeschallung.
Aufgetischt wurde von den sechs Musiker dabei ein Querschnitt von allem, was auch vor 40 Jahren im Fuck aus den Boxen gedröhnt haben könnte. Van Morrison wurde dabei genauso bedacht wie Free.
Bewaffnet mit gleich vier Akustikgitarren, Bass und einem denkbar minimalistischen Schlagzeug konnten die Gäste so in den Genuss zahlreicher Nummer aus ihrer eigenen Jugend kommen. „Musik aus der Zeit als man noch Haare trug“ lautet nicht umsonst das Motto der Band.
Am 21. Dezember 1971 wurde an der unteren Hagenstraße das erste Bier gezapft. Insofern war die Feier im „Fuck“ – um die Entstehung des Namens ranken sich mindestens so viele Mythen wie um die Ritter der Tafelrunde – also schon ein wenig überfällig.
Das während des Abends nicht nur Lieder, sondern auch so manche Anekdote aus den Lautsprechern zu vernehmen war, versteht sich da fast von selbst. So war nicht nur zu erfahren, dass die Musiker des Abends sich ohne das LoN vermutlich nicht kennen würden. Auch so mancher Flirtversuch aus jungen Jahren wurde vor dem geistigen Auge erneut aufgerufen.
Von wegen jüngeres Publikum: Als sich zu späterer Stunde immer mehr jugendliche Gäste an der Hagenstraße einfanden, wurde manchem Gast das eigene Alter scheinbar schmerzlich bewusst. „Das ist irgendwie, als würdest du in deine eigenen Wohnung kommenund es wohnen andere Leute drin“, stellt ein Besucher nicht ohne Resignation fest.
Musik aus der Zeit, als man noch Haare hatte
Immerhin konnte es die meisten mit Humor ertragen – allen voran die Musiker auf der Bühne. Mehr als einmal wurde aus deren Richtung über die fehlende Haarpracht von Band und Zuhörer gefeixt, spekuliert ob die Gruppe wohl noch bis zum nächsten Konzert durchhält. „Wenigstens sitzen wir heute ja alle gut“, scherzte Gitarrist Thomas Erkelenz.
Was die Bewegung vor der Bühne anging, schienen die Besucher aber immer noch ganz im Geist der Siebziger verweilt zu sein. Nicht nur beim von Santana bekannt gemachten „Oye como va“ wurde mit den Hüften gekreist und mit den (Rest-)Haaren gewippt. Wer davon nicht genug bekam, konnte sich denn auch gleich das neue Album von All „All our friends are dead“ unter den Nagel reißen.
Nach Hause gehen war aber nach dem Ende der Live-Musik eh nicht angesagt. Immerhin feierte ja nicht nur die Kneipe runden Geburtstag, sondern auch die Bier-, Wein- und Whiskeykonsumenten der ersten Stunde Wiedersehen – insofern war der Rest des Abends nur Beigabe.