Gelsenkirchen-Buer. Die Zeit, also die, die vom Turm des Rathauses Buer angezeigt wird, steckt in vier Metallkästen, nur 50 mal 26 mal 36 Zentimeter groß. Zwei davon musste ein Mitarbeiter der Firma Korfhage und Söhne aus Melle bei Osnabrück genau unter die Lupe nehmen, weil die Zeiger der Rathausuhr aus dem Takt geraten waren.

Schraubenzieher, Wasserpumpenzange, Schraubschlüssel und etwas handwerkliches Geschick: Mehr braucht Richard Madla nicht, um am Rad der Zeit zu drehen. Die Zeit, also die, die vom Turm des Rathauses Buer angezeigt wird, steckt in vier Metallkästen, nur 50 mal 26 mal 36 Zentimeter groß. Zwei davon musste der Mechaniker der Firma Korfhage und Söhne aus Melle bei Osnabrück gestern Morgen genau unter die Lupe nehmen, weil die Zeiger der Rathausuhr aus dem Takt geraten waren. Die West-Uhr hatte die Bewegung ganz eingestellt, die Nord-Uhr war ihrer Zeit manchmal voraus.

Pünktlich um 9 Uhr begann für Madla, begleitet von Gerd Frieske, der bei der Stadtverwaltung für die Beseitigung von Elektroschäden zuständig ist, der Aufstieg. In der vierten Etage des Rathauses führt eine Treppe zu einer schlichten Tür, hinter der sich das Innere des Rathausturmes öffnet. Grauer Schalbeton und mit Metallgittern verkleidete Treppen erinnern eher an einen Förderturm und lassen das Repräsentative des Äußeren vergessen.

In 42 Metern über dem Erdboden sind die vier Uhrwerke angebracht. Ein elektrischer Antrieb, ein Kondensator, ein paar Lüsterklemmen, Kabel und acht Zahnkränze, die ineinander greifen: Mehr braucht es nicht, um die Zeiger auf dem Ziffernblatt mit einem Durchmesser von 4,50 Metern in Bewegung zu halten.

Nur vor, nicht zurück

„Es ist ein mechanischer Schaden im Uhrwerk“, lautet Madlers Diagnose. Ein defekter Schalter muss ausgetauscht werden. Das geht verhältnismäßig schnell. Zeit nimmt vor allem die anschließende Korrektur der Zeigerstellung in Anspruch. Sie sind bei 10.27 Uhr stehen geblieben und bräuchten nur um eine Stunde zurück gedreht zu werden. „Man kann die Zeiger aber nur vorstellen“, erklärt Gerd Frieske. Doch 23 Stunden auf den richtigen Zeitpunkt für die Wiederinbetriebnahme zu warten, dauert entschieden zu lange. Richard Madla nimmt sich noch einmal das Uhrwerk vor, schraubt hier, dreht dort und bringt die Zeiger in Bewegung. Da ist es 9.45 Uhr. Eine halbe Stunde später ist die West-Uhr wieder auf der Höhe der Zeit.

Der Schaden in der Nord-Uhr lässt sich nur schlecht eingrenzen. Frieske: „Diese Uhr geht im Laufe eines Tages etwa zehn Minuten vor. Das macht sie aber nicht regelmäßig.“ Mal zeigt sie über mehrere Tage korrekt an, was die Stunde geschlagen hat, dann ist sie plötzlich ihrer Zeit voraus. Ausbleibende Vorführeffekte gibt es nicht nur in der Autowerkstatt, sondern auch im Rathausturm.

Gerd Frieske hofft, dass die Kosten im Rahmen bleiben: „Die letzte Reparatur hat rund 300 Euro gekostet.“ Abgerechnet wird nicht mit einer Servicepauschale, sondern - na klar - nach Zeitaufwand. Ob die Nord-Uhr wieder den Takt aufnimmt, der ihr vom Funksignal vorgegeben wird, wird sich also zeigen. Es ist einfach alles eine Frage der Zeit.