Gelsenkirchen-Buer. Der Besuch im „green olive“ des Courtyard-Hotels sollte keine willkommene Entspannung vom Schulalltag sein: Für die 30 Schülerinnen und Schüler des 10. Jahrgangs der Gesamtschule Berger Feld war der Restaurantbesuch gestern Mittag ein richtiger Stresstest.

Wie wär’s mit einer Kleinigkeit zum Mittag - Spaghetti an Tomatensugo als Vorspeise vielleicht, als Hauptgang dann Hähnchenkeulen an mediterranem Gemüse mit Salzkartoffeln? Der Besuch im „green olive“ des Courtyard-Hotels sollte keine willkommene Entspannung vom Schulalltag sein: Für die 30 Schülerinnen und Schüler des 10. Jahrgangs der Gesamtschule Berger Feld war der Restaurantbesuch gestern Mittag ein richtiger Stresstest.

Statt binomische Formeln oder Vokabeln zu pauken mussten sie ihre Fähigkeiten auf dem glatten Parkett gesellschaftlicher Konventionen unter Beweis stellen. Wie isst man Nudeln unfall- und fleckfrei? Darf man Hähnchenkeulen in die Hand nehmen und Kartoffeln mit der Gabel quetschen? Diese und andere Fragen der Etikette verlangten nach Antworten und das auch noch im Beisein der Hotelgäste, die mit am Tisch saßen und nicht unbedingt angeschwiegen werden wollten.

„Im Benehmen eine eins“ lautet der Titel eines unterrichtsbegleitenden Seminars, in dem die Jugendlichen Benimmregeln als Grundlage für einen sicheren gesellschaftlichen Auftritt zunächst in der Theorie lernten. Dass sie die Praxis gleich in der Nachbarschaft erproben konnten, ist kein Zufall. Schulleiter Georg Altenkamp freut sich über die unkomplizierte Zusammenarbeit mit dem Hotel von nebenan: „Demokratie- und Werteerziehung kann man mit dem Schulbuch machen, man kann sie aber auch live erleben.“ Das Praktikum mitten im Leben soll den jungen Menschen auf dem Weg von der Schule in den Beruf aber auch noch etwas anderes vermitteln - dass die Anforderungen, die die Schule stellt, kein Selbstzweck sind. Christoph Kunzmann vom Courtyard-Hotel macht das am Beispiel von Bewerbungen deutlich: „Im Hotel kommt es auf Zuverlässigkeit und Belastbarkeit an.“ Weist das Zeugnis allerdings eine hohe Anzahl an unentschuldigten Fehlstunden auf, sind wohl Zweifel berechtigt, dass der Kandidat nicht der richtige ist für dieses Gewerbe.

Natürlich sei die Vermittlung sozialer Kompetenzen die vorrangige Aufgabe des Elternhauses, sagt Altenkamp und fügt gleich hinzu: „Aber wir müssen gesellschaftliche Realitäten zur Kenntnis nehmen.“ Die Zusammenarbeit mit Kreishandwerkerschaft und IHK hat inzwischen Schule gemacht: Nach der Gesamtschule Berger Feld als Pilotschule machen inzwischen auch die Realschule an der St. Michael-Straße und die Hauptschule Eppmannsweg in Hassel mit beim Projekt „14plus“.