Gelsenkirchen-Horst. .
Die wichtigste Frage von allen blieb unbeantwortet – und doch fühlten sich die meisten Besucher der Bürger-Informationsveranstaltung zum Thema „Grundwasser-Problematik in Horst“ am Mittwochabend gut informiert.
Mehr als 100 Bürger drängten sich im Kaminzimmer von Schloß Horst, um mehr darüber zu erfahren, warum in ihren Kellern immer wieder das Wasser steht, was man dagegen tut und vor allen Dingen, wer das alles bezahlen soll. Bis auf die letzte Frage nach der Finanzierung blieben die Experten auf dem Podium fast keine Antwort schuldig, wenn auch keiner ganz schnelle Hilfe versprach. Rede und Antwort standen Vertreter der Emschergenossenschaft und von Gelsenkanal, die Moderation übernahm Bezirksbürgermeister Joachim Gill.
Bevor es um „Einzelschicksale“ ging, gaben die Geologen Johannes Meßer und Frank Reichel von der Emschergenossenschaft erst einmal eine informative Nachhilfestunde über die Geschichte der geologischen Entwicklung der Emscherregion unter besonderer Berücksichtigung des Bergbaus in den letzten 100 Jahren. Schon vor der Industrialisierung waren einige Flächen entlang der Emscher Feuchtgebiete. Durch den Bergbau sank die Erdoberfläche im Horster Süden und im angrenzenden Essen-Karnap um bis zu zehn Meter ab und das Grundwasser rückte so näher an die Oberfläche. Bisher sorgten mehr oder minder poröse Abwasserrohre für einen Abfluss des Grundwassers. Mit der Sanierung der Kanalisation fehlt diese Drainage und der Grundwasserspiegel steigt.
Diese Wechselwirkung, das bestätigten die Experten, war schon seit Jahren bekannt, bevor es jetzt zum öffentlichen Thema wurde. Und auch den betroffenen Bürgern flutet das Grundwasser nicht erst seit dem letzten Jahr die Keller – oder schlimmer noch das Erdgeschoss. So wie es der Paul-Gerhard-Kirche von Pfarrer Ernst Udo Metz geht: „Wir stehen buchstäblich im Wasser. Wir haben eine Pumpe in der Bodenplatte und die arbeitet Tag und Nacht. Das Grundwasser ist für uns kein Risiko, sondern ein Tatbestand!“ Er fand viel Beifall für seine Forderung nach sofortiger Abhilfe. Und daran, das versicherten die Vertreter der Emschergenossenschaft und Gelsenkanal-Chef Ulrich Stachowiak, werde gearbeitet. Im Bereich der Nordsternstraße werde innerhalb der nächsten zwei Jahre ein Drainage-System installiert, das das Grundwasser-Niveau im nördlich davon gelegenen Wohngebiet um bis zu 75 Zentimeter absenken soll. Weitere Projekte seien in Arbeit.
Zur Forderung, der Bergbau als Verursacher solle dafür bezahlen, was er angerichtet habe, nahm Guido Reil, SPD-Stadtverordneter aus Essen Karnap Stellung: „Darüber wird auf Landesebene verhandelt, ich gehe davon aus, dass sich die Ruhrkohle mit 50 Prozent der Kosten beteiligt.“