Gelsenkirchen-Scholven. Bürgerinitiative Scholver Feld richtet mit ihrer Kritik das Augenmerk auch auf den Denkmalschutz für Haus Lüttinghof und den Partnerfirmenhof.

Voraussichtlich im Dezember will der Rat der Stadt den Bebauungsplan zur BP-Norderweiterung beschließen. Die Bürgerinitiative „Grün für 3 - BI Scholver Feld“ lässt mit ihrer Kritik an diesem Verfahren nicht locker. Sie richtet das Augenmerk auf drei Problempunkte:

Benzolbelastung

Die Mitglieder der Bürgerinitiative befürchten, dass die Benzolbelastung im Gelsenkirchener Norden noch weiter steigen wird. André Bsdurrek, BI-Vorstandsmitglied: „Bei den Messungen wurde ein Tagesmittelwert von 4,5 Mikrogramm ermittelt, der nur knapp unter dem Jahresgrenzwert von 5 Mikrogramm liegt. Die Spitzen reichten aber bis zu 14,9 Mikrogramm Benzol.“ Die Belastung werde zunehmen, da diese Werte die Auswirkungen des Autoverkehrs auf der A 52 und der erweiterten Chemieproduktion ausdrücklich nicht berücksichtigten. Die bislang vorliegenden Ergebnisse gingen auf fünf Einzelmessungen im Jahr 2006 an zwei mobilen Messstationen (neben Haus Lüttinghof und auf dem Hof Schulte-Kellinghaus) zurück. Jetzt hat die BI Kontakt aufgenommen zum Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz mit der Bitte, eine Dauermessung vorzunehmen. Bsdurrek: „Die Messung wird sich über ein Jahr erstrecken. Wann damit begonnen wird, ist noch unklar.“

Denkmalschutz

Die BI fordert ein Einschreiten der bei der Bezirksregierung in Münster ansässigen Oberen Denkmalbehörde gegen die Untere Denkmalbehörde der Stadt, die in ihrer Stellungnahme zum Bebauungsplanentwurf keine Beeinträchtigungen des Erscheinungsbildes des denkmalgeschützten Hauses Lüttinghof habe feststellen können. Abgesehen von den „visuellen Beeinträchtigungen des Landschaftsbildes im weiteren Umfeld“, die von der Verwaltung eingeräumt werden, machen die Raffinerie-Gegner auf die Gefahr aufmerksam, dass der Grundwasserspiegel sinken und damit die Statik des historischen Gebäudes in Gefahr bringen könnte. BI-Vorstandsmitglied Manfred Schumacher: „Die vorgesehenen petrochemischen Anlagen können bis zu einer Höhe von 150 Metern gebaut werden. Das macht stabile Fundamente erforderlich. Und dafür müsste der Grundwasserspiel großflächig gesenkt werden.“ Zudem wundert sich die BI, wie schnell die städtischen Denkmalschützer zu ihrem Urteil gekommen sind. Zwischen dem Ortstermin am Haus Lüttinghof und ihrer schriftlichen Stellungnahme hätten nur 24 Stunden gelegen. Schumacher: „Von einer Abwägung mit anderen Belangen kann da nicht die Rede sein.“

Partnerfirmenhof

Schumachers Kollege Rainer Faber glaubt nicht daran, dass das zurzeit laufende Bebauungsplanverfahren ergebnisoffen geführt werde. Als Beispiel führt er das Gelände nördlich der Ulfkotter Straße an, wo die Raffinerie-Erweiterung gebaut werden soll und sich jetzt der Partnerfirmenhof befindet. Das sei kein Parkplatz oder Containerstandort, sondern vielmehr ein „Gewerbegebiet“ in einem Landschaftsschutzgebiet. Diese Nutzung sei bis Ende September befristet, eine Verlängerung nicht mehr möglich. Aktivitäten zum Rückbau dieser „temporären Baustelle“ seien aber nicht erkennen. Wenn über diese Auflagen hinweg gesehen werde, wie werden dann von der Stadt die anderen Bedenken behandelt, die aktuell gegen die Erweiterungspläne erhoben wurden, fragt sich Faber. Er ist überzeugt: „Das ist kein ergebnisoffenes Verfahren mehr.“