Gelsenkirchen-Buer. .
„Surfin’ USA“ sangen einst die Beach Boys und brachten den amerikanischen Lebensstil der Westküste auf Schallplatten in europäische Wohnzimmer. Leibniz-Gymnasiast Simon Voigt (17) verbrachte ein Jahr „surfend in den USA“, genauer in Los Angeles.
Seit fünf Wochen ist er wieder zu Hause in Gelsenkirchen und hatte WAZ-Mitarbeiter Felix zur Nieden viel zu erzählen.
Seit einigen Wochen sind Sie wieder in Deutschland. Was hat Ihnen am meisten gefehlt?
Simon Voigt: Deutsches Frühstück. Endlich mal wieder in ein Brot zu beißen und dann auch kauen zu müssen. Aber natürlich auch meine Familie und meine Freunde.
Der Bundestagsabgeordnete Marco Buschmann (FDP) hat Sie ausgewählt, am Parlamentarischen Patenschafts-Programm teilzunehmen. Wie kamen Sie darauf, sich dort zu bewerben?
Ich habe davon in der Zeitung gelesen und auch von den terminlichen Rahmenbedingungen passte das gut. Ich habe mich beworben, musste schriftliche Tests machen und Herr Buschmann hat mich auch zu einem Gespräch eingeladen. Und zum Glück hat er sich für mich entschieden.
Nicht viele haben das Glück, bei einem Austausch in einer solchen Metropole zu landen.
Das stimmt und auch bei mir war das lange Zeit ungewiss. Ich habe erst fünf Tage vor dem Abflug erfahren, wo es hingeht und wer meine Gasteltern sind. Ich habe mich riesig gefreut, dass ich nach Kalifornien komme. Ich habe mit der Organisation telefoniert und die Frau am anderen Ende der Leitung war gar nicht so begeistert. Sie meinte, dass immer nur Sonnenschein und super Wetter ja auch langweilig seien. Ich war da aber anderer Meinung. Leider hatte ich dann aber nur ein Mal die Gelegenheit vor meinem Abflug mit den Gasteltern zu telefonieren.
Ist man auf sich allein gestellt, wenn man die Familie am Flughafen hinter sich lässt?
Nein, das nicht. Zunächst ist man natürlich traurig, weil man sie ein Jahr nicht sehen wird, aber es sind auch andere in der Situation. Wir sind mit vielen Austauschschülern von Frankfurt nach Chicago geflogen und von dort weiter. Man ist also nicht allein. In Los Angeles angekommen wurde ich sofort von meinem Supervisor abgeholt, der mich erstmal zum Essen eingeladen hat, bevor er mich zu meinen Gasteltern gebracht hat.
Und wie ist es, in eine neue Familie zu kommen und dort zu leben?
Sehr nett. Ich habe zunächst bei einem älteren Ehepaar gewohnt. Die hatten fünf Kinder und jede Menge Enkelkinder. Leider konnte ich nur knapp drei Monate dort bleiben, weil ein Krankheitsfall einen Wechsel notwendig machte. In der neuen Gastfamilie war es aber auch super und dort konnte ich auch die restliche Zeit bleiben.
Wie sieht denn der ganz normale Alltag ein Schülers in Los Angeles aus?
Natürlich musste ich auch in Amerika jeden Tag zur Schule gehen. Meine Schule war die Canoga Park High School mit 1700 Schülern. Der Schultag ging von 7.50 Uhr bis 15 Uhr, aber ich war meist noch länger da, denn ich bin in das Cross-Country-Laufteam gegangen und wir haben jeden Tag nach der Schule trainiert. Auch mal bei 40 Grad, aber es hat viel Spaß gemacht. In Deutschland spiele ich eigentlich Handball, aber das kennen die Amerikaner nicht.
Das Austausch-Programm des Bundestages will „junge Botschafter“ nach Amerika schicken. Was wissen die Amerikaner von Gelsenkirchen und dem Ruhrgebiet?
Ich habe versucht, Botschafter zu sein. Auf jeden Fall wissen die Amerikaner jetzt, dass wir Deutsch sprechen und nicht Englisch. Man muss sich Zeit nehmen und die Fragen der Menschen beantworten. Und die sind meist gar nicht so doof, wie alle denken. Viele wollten wissen, wie wir uns mit unserer Geschichte des dritten Reiches auseinandersetzen und wie unser Schulsystem funktioniert. In meinem Geografie-Kurs habe ich einige Vorträge über Deutschland und seine Kultur gehalten. Über Politik und auch Esskultur. Da musste ich den Leuten natürlich die Currywurst nahe bringen.
Waren Sie die ganze Zeit über nur in Los Angeles, oder haben Sie auch ein wenig das Land erkundet?
Mit unserem Supervisor und einigen Freunden waren wir einige Male unterwegs. In den Winterferien waren wir in San Francisco und im Yosemite Nationalpark. Außerdem waren wir in Las Vegas. Gegen Ende der Zeit waren wir dann auch noch zum Surfen am Waikiki-Beach auf Hawaii. Eine ganz tolle Tour.
War es schwer, loszulassen und nach Deutschland zurückzukehren?
Nein, nicht wirklich. Es war super, das alles mal gesehen zu haben, aber ich habe mich sehr auf meine Familie und meine Freunde zu Hause gefreut. Als Überraschung hat meine Schwester Ronja für mich eine Willkommensparty organisiert. Als ich vom Flughafen nach Hause kam, haben im Garten schon alle auf mich gewartet.