Buer.

Beten, singen, zuhören - und das war’s? Nein, von den Gläubigen der sieben Gemeinden in der Pfarrei St. Urbanus Buer wird in den nächsten Wochen mehr erwartet. Sprich: eine Beteiligung an der Initiative „AufRuhrBistum“ des Diözesanrates im Bistum Essen, die auf einen Dialog zwischen Laien und Kirchenleitungen abzielt. Vor dem Hintergrund der aktuellen Kirchenkrise geht es darum, „Zukunft auf katholisch“ zu gestalten, so Bischof Franz-Josef Overbeck. Den Anfang machen einige Gemeinden Samstag/Sonntag, 25./26. Juni, mit einer Fragebogen-Aktion.

„Wir wollen das Interesse der Gottesdienst-Besucher an grundsätzlichen Themen des Dialogprozesses abfragen und damit vor Ort das Gesprächsangebot umsetzen, das die Bischofskonferenz im März formuliert hat und vom Diözesanrat aufgegriffen wurde “, erläutert Reinhard Schaffrick als Vorsitzender des Pfarrgemeinderates, der sich zusammensetzt aus berufenen Mitgliedern der sieben Gemeinderäte. Die Themen für die Fragebögen auszuwählen, war Sache eben dieser gewählten Gemeinderäte.

Stichworte wie Gottesdienstgestaltung, Erwartungen der Menschen an die Kirche, Glaube und Kirche in Gesellschaft und Politik, Inhalte und Weitergabe des Glaubens, Ökumene, Mitbestimmung der Gläubigen, aber auch kirchliche Strukturen finden sich auf den Fragebögen in den Kirchenbänken, die die Gottesdienst-Besucher an den entsprechenden Stellen einreißen sollen. Einige Gemeinden erläutern die Punkte beispielhaft, andere bleiben allgemein.

„Die Zettel werden von den Gemeinderäten ausgewertet und für die stadtweite Veranstaltung am 18. Juli in der St.-Josef-Kirche Schalke zusammengefasst. Dort sind alle Interessierten eingeladen, Anregungen und Kritik einzubringen“, so Schaffrick. Die Ergebnisse vom 18. Juli werden mit denen anderer Städte und Kreise des Bistums vom Diözesanrat gesammelt und auf einer Vollversammlung im Oktober vorgestellt und Ende 2011 dem Bischof präsentiert.

Nicht alle Gemeinderäte haben sich freilich für den Dialog in Fragebogen-Form entschieden: Die Gläubigen von St.-Mariä Himmelfahrt sind aufgefordert, ihre „Träume von der Kirche der Zukunft“ zu notieren und in der Kirche oder beim Gemeindefest in St. Konrad an diesem Wochenende abzugeben, berichtet Pater Marek Czaplejewicz. „Wir wollten keine Themen vorgeben, sondern offen sein für die Realitäten der Menschen.“

Ähnlich verfährt St. Barbara Erle beim Gemeindefest am 2./3. Juli. „Gefragt sind aber auch ausdrücklich Vereine und Verbände, um ihre Vorstellungen zu formulieren“, so Pastor Martin Lohof. St. Pius Hassel bittet Gottesdienst-Besucher, für sie interessante Themen auf den Fragebögen anzukreuzen oder eigene Vorschläge aufzuschreiben.

In Herz Jesu Resse ist noch unklar, ob sich die Gemeinde an der Fragebogen-Aktion beteiligt. „Wir wollen von Gläubigen in einer Abendveranstaltung am 6. Juli erfahren, was ihnen auf den Nägeln brennt“, berichtet Gemeindereferentin Gabi Becker. St. Ludgerus hat die Fragebogen-Aktion bereits umgesetzt, St. Josef Scholven plant noch - ähnlich wie die Pfarrei St. Hippolytus Horst mit ihren drei Gemeinden St. Hippolytus, St. Laurentius und Liebfrauen.

Schaffrick und Propst Zimmermann hoffen nun, dass sich möglichst viele an der Initiative beteiligen, auch im Internet (www.dialog.urbanus-buer.de) - und sich nicht nur auf die Konfliktthemen Zölibat und Frauen als Priester konzentrieren. „Das sind Nebenkriegsschauplätze, die nur in der deutschen Kirche so heiß diskutiert werden“, so Schaffrick. Tatsächlich gehe es um eine Erneuerung mit stärkerem Engagement der Ehrenamtlichen. „Wie oft beklagen Gläubige Entscheidungen von ,denen da oben’?! Jetzt haben sie die Chance, mitzureden. Und ich meine auch, sie haben die Pflicht dazu!“