Buer. . Christian Keßler präsentierte sein neues Buch über den amerikanischen Pornofilm in der Schauburg.

Dass das nicht Judy Garland ist, die da über die Leinwand tanzt, ist klar. Ansonsten könnte man aber schon denken, man ist einer im „Alice im Wunderland“-Verfilmung ge-landet. Songs, Choreographie, Kostüme – alles da, was das Phantasy-Spektakel so braucht. Bis, ja bis der verrückte Hutmacher beim gemeinsamen Tee die Hosen vor der verblüfften Alice fallen lässt.

Wir sind bei geheimnisvollen Filmclub Buio Omega, bei dem die Bilder ja schon immer etwas anders waren, als beim gewohnten Popcornkino hollywood’scher Blockbuster. Die besondere Matinee gehörte diesmal ganz Christian Keßler, der sonst als Filmgelehrter warme Worte zu den gezeigten Machwerken verliert und jetzt sein neues Buch „Die läufige Leinwand“ vorstellte.

Es geht um Bienchen und Blümchen und darum, wie der Klapperstorch an die Babys kommt. „Porno“, könnte man sagen. Der Autor nähert sich seinem Thema, das clubintern nur „P“ genannt wird, allerdings nicht als schlüpfriger Voyeur, sondern als Journalist und Wissenschaftler, der zum Lachen nicht in den Keller geht.

So erfährt der Zuschauer während des zweieinhalbstündigen Vortrags allerlei Skurriles über die US-amerikanische Pornoindustrie der 70er Jahre. „Viele der Regisseure waren ambitionierte Filmemacher“, erläutert der Kessler. „Deshalb hat man versucht, die eigene Kreativität auch bei Pornoproduktionen auszuleben.“

Was die Ausschnitte, die alle entschärft sind und fast keine nackte Haut geschweige denn mehr zeigen, auf die Leinwand bringen, muss nicht zwingend im Bahnhofskino laufen. Da gibt es verstörende Horrorthriller und (nicht nur ob der deutschen Synchronisation) reichlich alberne Slapstick-Streifen. Und mancher namhafter Filmemacher hat seine Karriere in der Pornoindustrie begonnen. So findet sich im Vorspann schon mal der Name Wes Craven, der später mit Horror-Filmen wie „Nightmare On Elmstreet“ oder „Scream“ von sich reden machen sollte.

Bei so viel Know-How wundert es auch nicht, dass die Filme mitunter ausgesprochen erfolgreich waren. Keßler: „Deep Throat hat in den USA mehr Geld eingespielt als der Exorzist.“