Scholven.
Den Pelz waschen, aber nicht nass machen - dieses Prinzip funktioniert nicht in Sachen BP-Norderweiterung. Sprich: Wenn der Rat am heutigen Donnerstag um der Sicherung von 2100 Jobs willen einer Ausdehnung des Chemiestandorts Scholven zustimmt und dem Bebauungsplan-Entwurf grünes Licht gibt - nimmt er den großräumigen Verlust von unzerschnittenem Landschaftsraum in Kauf. Um diesen auszugleichen, sind etliche Maßnahmen vorgesehen.
So sollen im Nordteil des Plangebietes zwischen Auf der Kämpe, Autobahn 52, Ulfkotter Straße (B 224) und Halde Scholver Feld auf rund fünf Hektar Gehölzflächen und -streifen sowie 43 Laubbaum-Hochstämme neu angelegt werden. Auf drei Hektar sind so genannte Sukzessionsbrachen vorgesehen, also flachwurzelnde Gehölze.
Bussard und Rebhuhn
Der Mäusebussard, zu dessen Jagdhabitat das Gelände gehört, soll auch nach dem Bau einer neuen petrochemischen Anlage seine Kreise in dem Naherholungsgebiet ziehen können. Deshalb schlägt die Verwaltung die Anlage von extensiv genutzten Acker- und Grünlandflächen, Sukzessionsstreifen und Gehölzstrukturen vor. In einer solchen Landschaft könnte sich auch das Rebhuhn heimisch fühlen, hoffen Experten auf dessen Neuansiedlung für die Zeit nach der Erweiterung des Firmengeländes.
Nicht zuletzt schreibt die Verwaltungsvorlage Pufferzonen und Abstandsflächen vor: So soll etwa zwischen dem erholungsrelevanten Rad- und Wanderweg „Auf der Kämpe“ und den Industrieflächen ein Abstand von mindestens 20 bis 70 Metern eingehalten werden. Der vorhandene Weg wird zwar auf einer Länge von 350 Metern überplant, soll aber nach einer Verlegung um etwa 60 Meter nach Norden grundsätzlich beibehalten werden.
Auch außerhalb des Stadtgebietes sind Ausgleichsmaßnahmen vorgesehen - zum Teil sogar sehr außerhalb: in Gladbeck. Ein Teil der dortigen Helmutstraße (2100 qm) soll durch eine Entsiegelung befestigter Flächen rückgebaut werden, um dort Oberboden aufzutragen und Bäume und Sträucher zu pflanzen. Ähnliches ist auch für einen Teil der Gecksheide im Schaffrath (3360 qm), der Agnesstraße in Horst (1900 qm) und der Zeppelinallee im Stadtsüden (3900 qm) geplant. Auf dem Gelände der ehemaligen Kokerei Hassel sollen auf 108 000 qm schutzwürdige Oberböden aufgebracht werden, die bereits wegen der Errichtung des 20 ha großen Containerdorfs von BP-Partnerfirmen zwischengelagert sind. In Gladbeck ist geplant, das Naturschutzgebiet Breiker Höfe aufzuwerten.