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Nicht, dass die Propsteigemeinde St. Urbanus an Heiligabend Maria, Josef und dem Jesuskind die Kirchentür vor der Nase zu geschlagen hätte. Aber unangenehm wäre es gewesen, das Fest mit Baustellen-Flatterband im Chorraum zu feiern, weil dieser abgesperrt werden muss.
Doch pünktlich zum Advents-Endspurt sind die gröbsten Risse beseitigt. Dass Steine herunter fallen, braucht nun niemand mehr zu befürchten.
Mehr als eineinhalb Jahre ist es her - die Bauarbeiten auf der Domplatte für den neuen Rewe-Markt waren im Mai 2009 bereits im vollen Gange -, dass der Gemeinde-Küster erste Risse in dem 1893 fertiggestellten Gotteshaus entdeckte, berichtet Geschäftsführer Friedrich Klute auf WAZ-Anfrage; und ihre Zahl nahm im Laufe der folgenden Monate immer weiter zu.
Vier bis fünf Meter lang war etwa der Querriss im Chorraum nahe dem Tabernakel. Hinzu kamen 30 bis 50 cm lange Risse in zwei Fensterstürzen ebenfalls im hinteren Chorraum, so dass im Herbst 2010 die Taufkapelle mit besagtem Flatterband abgesperrt werden musste. „Es waren einige Steinbröckchen aus den Fensterfugen herausgefallen“, erläutert Hans-Peter Baumeister als stellvertretender Kirchenvorstands-Vorsitzender diese Sicherungsmaßnahme.
„Gefahren abwenden“
Dass die Schäden zur selben Zeit festgestellt wurden, wie die Bagger rund um das Gotteshaus die Domplatte umgruben: ein Zufall? Oder hatten die Erschütterungen die Risse womöglich begünstigt oder verursacht? War gar die Statik des Gebäudes beeinträchtigt? Die Propsteigemeinde wollte sicher gehen und beauftragte einen Fachgutachter, der das Gotteshaus samt Umgebung und Bodenbeschaffenheit unter die Lupe nahm.
„Sein Ergebnis lautete, dass die Baustelle die Schäden nicht verursacht habe“, sagt Klute. Der Sachverständige habe die Risse eher auf Bergbauschäden, die unterschiedliche Bodenbeschaffenheit des Untergrundes und die Bombardierung des Gebäudes im Zweiten Weltkrieg zurückgeführt. Wie Baumeister erklärte, ließ St. Urbanus zudem ein gerichtliches Beweissicherungsverfahren durchführen, um Beeinträchtigungen der Statik auszuschließen und sich juristisch abzusichern.
Letztlich blieb und bleibt der Propsteigemeinde nur, die Schäden sukzessive zu beheben. Mitte November dieses Jahres rückten Steinmetz und Restaurator an, um per Hubwagen lockeres Gestein abzuklopfen, neu zu verputzen und die Flächen neu anzustreichen, so Propst Wilhelm Zimmermann. „Alle dringlichen Arbeiten wurden erledigt. Weitere Schäden werden in der nächsten Zeit abgearbeitet.“
Und der Geschäftsführer betont: „Die Kirche steht unter ständiger fachlicher Begleitung, alle fünf Jahre wird die Fassade kontrolliert, etwa um Schäden durch drohende Frostsprengungen an porösen Steinen zu verhindern.“
So seien zwei Drittel des Gebäudes bereits per Hubsteiger von außen begutachtet worden, das letzte Drittel werde analysiert, sobald die Bauarbeiten auf der Domplatte wieder ausreichend Platz für das Fahrzeug böten. Klute: „Wir tun alles, um potenzielle Gefahren abzuwehren“.
Das freilich kostet: Allein die Befahrung mit dem Hubsteiger schlage mit rund 20 000 Euro zu Buche, informierte Propst Zimmermann kürzlich von der Kanzel herab - und bat um Spenden.