Erle. .
Fast 65 Jahre lang gibt es den Posaunenchor Erle. Und ganze 62 Jahre leitet ein Nowotka das Blasorchester. Erst war es der Großvater Emil, darauf folgte der Vater Günter. 1998 übernahm dessen Sohn Hans-Günter den Posaunenchor.
Zwei Dinge prägten die Familie über die Jahrzehnte: der Bergbau und die Musik. Alle drei Nowotkas fuhren an. Auch wenn bereits der Großvater überlegte, aus der Berufung einen Beruf zu machen. „Er machte seit seiner Kindheit Musik, spielte Geige und Posaune“, erinnert sich Hans-Günter Nowotka. „In den 20er Jahren spielte er hier im städtischen Orchester und trat mit seinem Quartett in Caféhäusern auf. Das war damals so, alle hatten kein Geld aber haben im Caféhaus gesessen.“ Neben der weltlichen Musik spielte auch die geistliche Musik eine große Rolle im Leben der Nowotkas. Und so stieß der Großvater 1947 zum jungen Posaunenchor der Dreifaltigkeitskirche in Erle und übernahm alsbald die Leitung.
„Mein Großvater hat den Chor in seiner Grundprägung zu dem gemacht, was er heute ist“, erzählt der Enkel. So nahm er mit dem Posaunenchor Erle ab Mitte der 60er Jahre immer an den Promenadenkonzerten der Stadt teil, bis diese in den 80er Jahren eingestellt wurden. „Da haben wir den Schritt zur profanen Musik gemacht.“
Schon in jungen Jahren stieß auch Hans-Günter Nowotka zum Chor. In den 60er Jahren stellte der junge Posaunist den Nachwuchs dar. „Damit war das ja so eine Sache.“ Deswegen musste auch der kleine Bruder ran. Zumal die Bergbaukrise Mitglieder kostete, denn die meisten waren Kumpel und fuhren nun woanders an. „Da ist die Mitgliederzahl kurzzeitig auf unter zehn gefallen.“
1981 übernahm Günter Nowotka den Posaunenchor. Die Zahl der Musiker war auf zwanzig angestiegen und gute Arbeit wieder möglich. „Damit konnte man etwas anfangen. Aber nicht das, was ich mir vorgestellt hatte.“ Denn das Herz des Sohnes schlug für Brassmusik, von der er auch den Vater überzeugen konnte. „Wir haben ein Jahr vor seinem Tod die ersten Brassnoten gekauft.“
Auch Hans-Günter Nowotka hatte sich für den Bergbau entschieden. Nach dem Studium an der TH Aachen arbeitete der Diplom Ingenieur Bergbau für die Firma Deilmann Haniel auf verschiedenen Zechen der Region im Streckenvortrieb. Nach dem plötzlichen Tod des Vaters entschied der Kumpel, den Chor zu übernehmen. Die Brassmusik hatte er sich selbst beigebracht, die Chorleitung hatte er bereits in der Schulzeit studiert - gemeinsam mit dem Großvater. „Und in der Abschlussprüfung haben wir uns gegenseitig abschreiben lassen.“
Mit dem neuen Chorleiter kam später auch ein neuer Name. Mittlerweile ist der Posaunenchor als „Trinity Brass“ bekannt und füllt regelmäßig bei Konzerten die Kirche. Kein Wunder, denn die erklärte Devise von Hans-Günter Nowotka ist „think big“. Der Chor ist mit 35 Mitgliedern so groß wie nie und mit einem Durchschnittsalter von 36 Jahren auch so jung wie nie. Die musikalische Entwicklung ist aber noch nicht abgeschlossen. „Wir sind auf dem Weg“, sagt der 57-Jährige, der behutsam die Instrumente auf hochwertigere umstellt, sich für den Nachwuchs einsetzt, das Repertoire ausbauen will und an Wettbewerben teilnehmen möchte. „Und es wäre schön, wenn wir mit der Zeit in unserer Spielweise englischer wirken würden.“