Buer..
Einen Pelzmantel für die Liebste? Ein Vier-Mann-Zelt für den Urlaub, beste Beratung inklusive? Bitteschön, einmal die buersche Domplatte entlang spaziert, und schon ist der Einkauf erledigt. Was nach Zukunftsvision klingt, gehört längst der Vergangenheit an. Die Goldschmiede Klaus und Michael Schadek haben sie an der unteren Hochstraße miterlebt. Aber auch ihr Geschäft ist bald Geschichte: Die Brüder schließen es zum 15. Dezember - nach 36 Jahren.
Damit verschwindet eines der letzten alteingesessenen Fachgeschäfte vom Platz rund um die St.-Urbanus-Kirche. Eines, das den Niedergang der Domplatte vom Einkaufsparadies mit Atmosphäre zum Sorgenkind des buerschen Einzelhandels zu trotzen schien. Aus finanziellen Gründen geben die Juweliere allerdings nicht auf. „Wir schließen früher als geplant, weil der Vermieter uns gekündigt hat. Einige Jahre hätten wir noch gerne weitergemacht“, erläutert Goldschmiedemeister Michael Schadek (62).
Als die Brüder sich 1974 in einem Hinterhof an der Beisenstraße selbstständig machten und 1977 an die Hagenstraße zogen, sah die buersche Domplatte noch völlig anders aus. „Hier gab’s so viele verschiedene Fachgeschäfte“, schwärmt Goldschmied Klaus Schadek (66) und zählt auf: Herrenausstatter Esser und David, Hosenmann, Pelzhändler Kühnbarth, Büro Schmidt, Dieler, Schuhe Kranefeld, Kurzwaren Feldmann, Sport Herntrei und das Domcafé mit Außengastronomie im Obergeschoss.
„Mitte der 1980-er Jahre wurde mit dem Bau des Parkhauses an der Rottmannsiepe das Parken an der Hagenstraße schwieriger. Die Kunden konnten nicht mehr mal eben in die Läden springen. So sanken die Umsätze.“
Die Rechnung ging zuerst gut auf
Die Schadeks wechselten mit Werkstatt und Geschäft an die Hochstraße 52. „Wir dachten, wenn wir dort am Tag nur ein Ringelchen mehr verkaufen, könnten wir davon die höhere Miete bezahlen“, erinnert sich Michael Schadek. Und diese Rechnung „ging gut auf“.
Bis 1994 („unser bestes Jahr“) der Einzelhandel rund um die Kirche „unheimlich nachließ“, so Klaus Schadek. „Ein Geschäft nach dem anderen gab auf, und der neue Inhaber des Domcafés versäumte, in die Einrichtung zu investieren. Die Domplatte wirkte immer verstaubter“, meint sein Bruder Michael.
„Außerdem kam diese Geiz-ist-Geil-Mentalität auf, die vielen Fachhändlern das Leben schwer gemacht hat“, erinnert sich Michael Schadek. „Die Wertigkeit vieler Dinge ging verloren. Früher bekamen Abiturientinnen von ihren Eltern Schmuck geschenkt, heute ist’s etwas Elektronisches von Saturn.“
Als die Domplatte immer schlechter von Kunden frequentiert wurde und sich einige Händler dort von der Werbegemeinschaft Buer vernachlässigt fühlten, gründeten die Brüder mit anderen Geschäftsleuten die Interessengemeinschaft Domplatte. Sie initiierten einen erfolgreichen Oster- und einen kaum besuchten Weihnachtsmarkt, konnten den Niedergang jedoch nicht aufhalten.
Erst jetzt, ausgerechnet vor ihrer Geschäftsaufgabe, ist der vielbeschworene Domplatten-Umbau samt Rewe-Ansiedlung Realität geworden. Ein Happy-End also für die Domplatte? Die Schadeks zögern. „Wenn der Umbau die Rettung bringt, dann architektonisch auf niedrigem Niveau. Denn das neue Gebäude wirkt wie eine Stadtmauer. Insgesamt kann die Umgestaltung Buer aber nur beleben“, sagt Michael Schadek.