Hassel. .
2-1=1. Was dem einen als einfache Rechnung gilt, bedeutet für die Hasseler St.-Pius-Gemeinde eine bedeutende Zäsur: Nach dem Weggang von Pastor Norbert Büdding zum heutigen Mittwoch bleibt mit Gemeindereferent Hermann Spickermann nur noch ein pastoraler Mitarbeiter vor Ort. Und dieser soll laut Bistum das Beste daraus machen: Am kommenden Samstag wird Spickermann in sein Amt als Gemeindereferent mit Koordinierungsaufgaben am Eppmannsweg eingeführt.
„Die Stellenreduzierung um 100 Prozent stellt schon einen schmerzlichen Einschnitt dar. Aber so sieht nun einmal die Zukunft der Seelsorge aus angesichts des wachsenden Priestermangels“, sieht Spickermann die Situation in Hassel eher pragmatisch.
Dass einigen Gläubigen dies nicht so gut gelingt, ist ihm bewusst. „Manche meinen, ohne Priester bricht hier alles zusammen. Aber das Ganze ist keine Strafaktion des Bischofs. Wir in Hassel können unser Christsein nach wie vor in der Gemeinde leben“, betont der 57-Jährige. Das Bistum sehe für 4000 Gläubige einen pastoralen Mitarbeiter vor. „Mit rund 4300 Gemeindemitgliedern war St. Pius demnach überbesetzt.“
Rund zwei Drittel der Hasseler Katholiken blickten jedoch positiv in die Zukunft der Gemeinde, trotz der „gewissen Enttäuschung“, dass Pastor Büddings Stelle vakant bleibt - der Priester wechselt als Krankenhausseelsorger ins St.-Josef-Krankenhaus Horst und St.-Barbara-Hospital Gladbeck.
„Drei Jahre nach der Fusion der Gemeinden sind wir ein Stück zusammengewachsen. Das Pastoralteam St. Urbanus unterstützt uns in St. Pius, vor allem, was die Sakramentenspendung angeht. Die heiligen Messen übernimmt ein Geistlicher von St. Mariä Himmelfahrt“, berichtet der Hasseler.
Gleichwohl: Respekt hat der vierfache Vater, der seit 1997 in St. Pius als Gemeindereferent tätig ist, sehr wohl vor seiner neuen Aufgabe. Er leitet künftig St. Pius, ist vor Ort alleiniger Ansprechpartner für die kirchlichen Gruppierungen, Schulen und Kindergärten, und hauptverantwortlich für die Seelsorge.
Dabei legt Spickermann Wert darauf, „dass wir uns als Gemeinde nicht selbst genügen, sondern auch den Stadtteil im Blick haben.“ So möchte er seine Arbeit beim Runden Tisch, in Bildungsoffensive und Zukunftswerkstatt Hassel fortführen, um den Dialog mit Muslimen und Menschen mit Migrationshintergrund zu intensivieren. „All diese Fäden kann ich nicht allein zusammenhalten. Ich sehe mich nicht als Hirte für alle Seelen verantwortlich, sondern als Laie, der mit anderen unterwegs ist, Impulse gibt und Motivierte zusammenführt“, setzt Spickermann nicht nur auf Hilfe aus der Pfarrei, sondern auch auf das Engagement von Ehrenamtlichen vor Ort.
Und Ideen sind in der Tat willkommen, etwa um die Sozialkirche St. Michael weiterzuentwickeln, die nach ihrer Schließung als Kleiderkammer, Second-Hand-Shop und Lebensmittel-Ausgabestelle der Tafel genutzt wird. So gilt es, ihre Zukunft finanziell sicherzustellen, auch vor dem Hintergrund, dass das Dach erneuert werden muss.
Langweilig dürfte es Spickermann also nicht werden. Trotzdem ist er entschlossen, sich Zeit fürs Lesen, Reisen und Fotografieren frei zu halten. „Ich möchte es mit der Bibel halten, wo es heißt: Wem kann der Gutes tun, der sich selbst nichts gönnt?“