Buer.

„Ich muss mich vorab dafür entschuldigen, dass der eine oder andere Ton vielleicht nicht so klingt, wie ich ihn gerne hätte.“ Tatsache? Also, wenn Anke Sieloff beim zweiten Schloß Berge Konzert des Lions Clubs eingangs nicht darauf hingewiesen hätte, stimmlich etwas angegriffen zu sein, kaum ein - ach was - kein Besucher wäre auf die Idee gekommen, irgendetwas an den Darbietungen der Sopranistin wäre nicht an der Grenze zur Perfektion gewesen.

Schon die erste Nummer „A Piece Of Sky“ sorgte für ausgedehnte Gänsehautmomente und lies gar nicht erst Gedanken an Urheberin Barbara Streisand aufkommen. Im Laufe des Abends brillierte die Sängerin vom Musiktheater mit einer Mischung aus Swing, Pop, Gospel und Musicaleinlagen. Dabei war der Auftritt einigermaßen improvisiert. Eigentlich hätte Pianist Michael Gees gemeinsam mit Sieloff und Kollegin Anna Agathonos auftreten sollen, musste allerdings aufgrund eines anderen Engagements kurzfristig absagen.

Doch nicht nur der Profi, auch die Hobbysängerinnen und -sänger vom Jungen Chor Beckhausen, die nur rein räumlich im Schloß Berge im Hintergrund standen, wussten zu überzeugen. Gekonnt sang sich das rund 40-köpfige Ensemble unter der Leitung von Wolfgang Wilger in einen wahren Rausch. „Puttin On The Ritz“, das aus Sister Act bekannte „Joyful, Joyful“ oder „Mack The Knife“ - Die Bandbreite des Repertoires konnte sich hören lassen.

Dabei demonstrierte die Truppe, dass Chorgesang nicht zwingend konzentriert, steif und mit dem sprichwörtlichen Besenstil im Kreuz dargeboten werden muss. Da swingt man im Takt, klatscht und hat sichtlich Spaß an dem dem, was man gerade tut. Und stimmlich gab es sowieso nichts zu beanstanden. Tenor Bernd Samplatzki brillierte mehrfach im Duett mit Sieloff (z.B. „Tonight“),

Da war es nur eine Frage der Zeit, bis der sprichwörtliche Funke auf die rund 250 Zuschauer (das Konzert war in gerade 24 Stunden ausverkauft worden) übersprang. Selbst etwas sperrige Nummern wie die vertonten Ringelnatz-Gedichte zum Auftakt der zweiten Hälfte kamen an.

Nach dem eigentlich abschließenden Andrew Lloyd Webber-Potpourri gab es nicht nur Blumen für die Akteure (zu denen auch noch Andy Pilger und Gregor Sonnenberg an Schlagzeug und Bass zählten), sondern auch noch anhaltenden Applaus. Die mehr als logische Folge: Zugabe! Doch auch nachdem der letzte Ton von „Route 66“ verklungen war und die Musiker die Bühne verließen, hallte noch Jubel durchs Schloss.