Hassel.

Mitten in der Diskussion um die Zukunft des ehemaligen Zechengeländes Bergmannsglück meldet sich Lutz Heidemann zu Wort. Der ehemalige Stadtplaner hat kürzlich den Auftrag seines Arbeitgebers erfüllt und der Stadt ein Gutachten vorgelegt. Darin befasst er sich auch mit der Frage, ob die historischen Gebäude erhaltenswert, wenn nicht sogar denkmalwürdig sind. Seine Antwort lautet: „Ja!“

Die Fertigstellung des Gutachtens verbindet der 72-jährige Architekt und promovierte Soziologe mit einer Kritik an der Botschaft, die mit der Nachricht von einer möglichen Ansiedlung der Haus Vogelsang GmbH auf diesem Gelände einherging. Und diese Botschaft lautete für ihn: „Wenn wir dem Denkmalschutz folgen, würden für Gelsenkirchen dringend notwendige Arbeitsplätze nicht zustande klommen oder wegfallen.“ Für Heidemann ist klar: „Arbeitsplätze, besonders Jugendarbeitsplätze, sind für Gelsenkirchen extrem notwendig.“ Gleichwohl erlaubt er sich die Frage, warum die Firmenansiedlung nicht bei der Bürgerbeteiligung zu „Innovation City“ oder in der „Zukunftswerkstatt Hassel“ angesprochen wurde. Heidemann: „Über die Zukunft von Bergmannsglück scheint schon wieder alles hinter verschlossenen Türen abgestimmt zu sein. Es gibt wenig Informationen für interessierte Bürger.“ Und auch diese Frage wirft er auf: „Ist es besonders nachhaltig und innovativ, im Plangebiet Unverwechselbares abzureißen?“

„Eher etwas Kleines“

Lutz Heidemann hält die Bergmannsglück-Gebäude für erhaltenswert, „selbst wenn Teile so verhunzt sind“. Die Zeche sei bedeutsam für die Geschichte dieses Stadtteils: „Ohne Bergmannsglück wäre das halbe Hassel nicht zustande gekommen.“ Seine Idee für eine Alternative sieht im Wesentlichen vor, dass Haus Vogelsang oder Teile des Unternehmens auf dem Hugo angesiedelt werden: „Dort verkümmert seit Jahren ein Gebäudekomplex, der von dem Zollverein-Architekten Schupp entworfen wurde und unter Denkmalschutz steht.“ Auf Bergmannsglück müsse „eher etwas Kleines“ entstehen. So denkt er an ein Zentrum für junge Gründer aus Einwandererfamilien. Das Spektrum der „Gewerke“ könne vom Handwerk über Gesundheitswirtschaft bis zum Bildungsbereich reichen. Die Nähe zu Kohle, Chemie und Energie könnte auch zu einer Art Technik-Museum führen, das Menschen für den Einstieg in technische Berufe gewinnen sollte. Lutz Heidemann: „Wir brauchen nicht nur Dienstleistungen, sondern auch technischen Sachverstand.“ Er bedauert, dass es in Gelsenkirchen keinen Beirat bei der Unteren Denkmalbehörde gibt, wo im Vorfeld ein Informationsaustausch oder eine Anhörung von externen Gutachten stattfinden würde. Und auch das sagt Lutz Heidemann: „Ich bin nicht im Besitz der Wahrheit. Aber man sollte über Alternativen sprechen.“