„Wir sind gut gerüstet für den demographischen Wandel.“ Johannes Dresenkamp, Leiter der Ausbildung beim Energieriesen E.on, sieht das Unternehmen als Vorbild für die Förderung des Nachwuchses.

In 50 Jahren sind 2000 junge Menschen in technisch-gewerblichen und kaufmännischen Berufen ausgebildet worden. Ein Grund zum Feiern. Gestern zog man im Technikum an der Bergmannsglückstraße Bilanz unter dem Slogan „50 Jahre Ausbildung – von Hibernia bis E.on.

Für den 57-Jährigen ist es die soziale Verpflichtung und natürlich auch der Blick in die Zukunft des Unternehmens, jungen Leuten eine Chance zu bieten. Ob als Anlagenmechaniker, Elektroniker, Industriemechaniker oder Chemielaborant. Die meisten Jugendlichen werden für die Instandhaltung und den Kraftwerksbetrieb ausgebildet.

Zu den anspruchsvollsten Berufen zählt der staatlich anerkannte Kraftwerker. Wer sich für diesen Weg entscheidet, der hat zunächst eine dreieinhalbjährige Ausbildung zum Elektroniker oder Mechaniker hinter sich, ehe er weitere dreieinhalb Jahre büffeln muss. „Wer sich für diesen verantwortungsvollen Weg entscheidet, der muss die soziale und fachliche Reife mitbringen“, weiß Dresenkamp.

Grundsätzlich wird jeder Jugendliche nach der Ausbildung mindestens ein Jahr lang weiter beschäftigt. „Natürlich können wir keine Garantie für eine endgültige Anstellung geben“, sagt Dresenkamp, „doch ist es unser Ziel, möglichst viele im Unternehmen zu halten.“ Mobilität ist gefragt, denn die Fachleute können in vielen NRW-Standorten eingesetzt werden.

Aus etwa 1200 Bewerbungen muss Johannes Dresenkamp jährlich sichten, ehe die vermeintlich Besten eingeladen werden. Auch wenn die äußere Form der Bewerbungen immer besser werde, sieht der Ausbildungsexperte bei vielen Bewerbern noch Defizite in der Orthographie, aber auch im Sozialverhalten. „Wenn jemand viele Fehlstunden auf dem Zeugnis stehen hat, steht das kaum für Zuverlässigkeit. Die jedoch ist für uns ein wichtiger Faktor.“

Eine Möglichkeit, seine Fähigkeiten ohne Prüfungsstress zeigen zu können, bietet der Online-Vortest. Bei dem anonymen Verfahren werden logisches Denken, Rechtschreibkenntnisse, mathematische Fähigkeiten getestet. Wer gute Ergebnisse erzielt hat, kann die Auswertung bei einer Bewerbung mitschicken. Eignungstest und Vorstellungsgespräche wären die nächsten Schritte.

In diesem Jahr bietet sich für Jugendliche mit Fachhochschulreife parallel zur Ausbildung zum Elektroniker für Betriebstechnik ein Studium der Elektrotechnik an der FH an. 2011 ist die duale Ausbildung auch für Industriemechaniker möglich. E.on hat Projekte mit Schulen gestartet, die den Weg zur Ausbildung erleichtern sollen. „Seit drei Jahren“, so Dresenkamp, „läuft unser Modellprojekt an der Hauptschule am Dahlbusch. Wir wollen Hauptschüler in Ausbildung bringen. „Die Jugendlichen, die sich drei Berufswünsche erarbeiten müssen, lernen Betriebe kennen, simulieren Bewerbungsgespräche. Auch mit der Gesamtschule Ückendorf besteht eine Partnerschaft.

Mit der Bilanz, so Dresenkamp, sei man zufrieden. 60 Prozent der am Projekt Beteiligten hätten auch eine Ausbildung begonnen. Nicht ganz so erfolgreich ist das Projekt mit der Realschule an der St. Michael-Straße in Hassel, Mädchen für technische Berufe zu begeistern. Am Konzept wird weiter gefeilt.

Umso erfolgreicher ist das Ergebnis einer Gemeinschaftsaktion mit der Agentur für Arbeit. Dresenkamp: „Schon 1996 haben wir ein Konzept entwickelt, wie wir arbeitslose Jugendliche in Ausbildung bringen können.“ Durchschnittlich 80 Prozent der Teilnehmer werden vermittelt. Bis heute sind es 1200, die die Chance genutzt haben. Die Agentur für Arbeit übernimmt die Trainingskosten, E.on bezahlt das siebenmonatige Praktikum einschließlich sozialer Betreuung.

In Gelsenkirchen gibt es viele Einsatzmöglichkeiten. Sei es in der Kraftwerks-, Fernwärmetechnik, Instandhaltung, im Forschungslabor oder in der Kfz-Werkstatt.