Für die Nutzung des brach liegenden Geländes der ehemaligen Zeche Bergmannsglück in Hassel tut sich eine interessante Perspektive auf: Die Haus Vogelsang GmbH (HVG) möchte dort kräftig investieren.

Der zum Evonik-Konzern gehörende Grünflächen- und Immobiliendienstleister erwägt, auf dem rund 90 000 qm großen Areal zwischen Körner- und Bergmannsglückstraße einen neuen zentralen Firmenstützpunkt - mehr noch: auch eine neue Unternehmenszentrale zu errichten.

„Wir sind sehr interessiert“, bestätigte Geschäftsführer Ewald Steinmann gegenüber der WAZ. Auch die Stadt ist äußerst interessiert: „Wir wollen die Firma, wir wollen die Arbeitsplätze“, so Chefstadtplaner Clemens Arens. Die RAG-Immobilien GmbH, die für die Ruhrkohle das Gelände vermarktet, hält sich bedeckt: Sie will den Plan „weder bestätigen noch dementieren“.

Schon kurzfristig kann sich HVG die Nutzung von Teilen der bisherigen Gebäude vorstellen und dort rund 150 bis 200 Arbeitsplätze hin verlagern. Wenn alle Planungen klappten, so Steinmann, würde das Unternehmen in den nächsten drei bis fünf Jahren mehrere Millionen Euro in die Herrichtung des Geländes samt Neubebauungen von Lagerhallen, Werkstätten und Verwaltungsgebäuden investieren. Rund 400 weitere Arbeitsplätze würde dies für das Betriebsgelände bedeuten. „Und wir wachsen rasant“, erklärt Steinmann, jedes Jahr um 10 %. „Wir wissen gar nicht mehr, wo wir die Mitarbeiter unterbekommen sollen.“ Zu-letzt sei das Handwerkszentrum RHZ aus Gladbeck, ebenfalls ein Evonik-Unternehmen, unter das Dach der HVG gelangt - „und in Gladbeck ist auch kein Platz mehr.“

Allerdings gibt es für eine Realisierung der Pläne in Hassel eine Hürde: Der Freundeskreis für Geschichtskultur Bergmannsglück hat bei der Stadt beantragt, die historischen Torhäuser des Zechen-eingangs an der Bergmannsglückstraße und das Fördermaschinenhaus in die Denkmalliste der Stadt einzutragen. 400 Unterschriften wurden bereits dafür gesammelt. OB Frank Baranowski teilte dem Freundeskreis inzwischen mit, dass das Ansinnen geprüft werde. Nach WAZ-Informationen spricht sich ein vorläufiges Gutachten für die Unterschutzstellung aus. In der Verwaltung läuft in Absprache mit der Denkmalpflege nun ein Bewertungs- und Abwägungsprozess.

Knackpunkt sind eben die Torhäuser, die einer neuen funktionalen Erschließung des Geländes weichen müssten. Eine Ein- und Ausfahrt an der Biele sei nach einem anderen Gutachten, so Stadtplaner Arens, nicht möglich. HVG-Chef Steinmann betont, dass sein Unternehmen nicht grundsätzlich gegen Denkmalschutz sei. „Wir wollen auch nicht alles wegradieren, der Bergwerksstandort soll er-kennbar bleiben.“ Aber aus infrastrukturellen Gründen müssten einige Gebäude fallen. „Nur dann können wir kommen“, so Steinmann.

Arens betonte, dass versucht werde, den Denkmalschutz mit dem Investitionsansinnen zu vereinbaren. „Im Zweifel müssen aber die Arbeitsplätze Vorrang haben.“ Ein anderer Abstimmungsprozess ist laut Arens inzwischen gut gelaufen: Die Gemeinschaft Bergmannsglücker Vereine (GBV), die seit geraumer Zeit ein Quartier auf Bergmannsglück sucht, würde unter dem Vogelsang-Dach eine Heimstatt auf dem Zechengelände erhalten. „Wir passen gut zusammen“, betonte auch Steinmann. Die GBV erhalte einen Teil der Flächen in dem bisherigen Labor-Gebäude - wenn denn alles klappt mit der Ansiedlung.