Buer. .
Da, wo schon lange kein Bergmann mehr hinkommt, in den verlassenen Strecken und Stollen, da wohnen die Schwarzmännchen. Von ihnen erzählt eine alte Sage aus dem Ruhrgebiet, auf die die Autorin Inge Meyer-Dietrich vor über zwanzig Jahren stieß. Und seitdem ließen sie die kleinen Zwerge mit den leuchtenden Haaren nicht mehr los.
Jetzt sind die Schwarzmännchen die Hauptpersonen in dem neuen Buch der Bueranerin, das sie gemeinsam mit ihrer Tochter, der freien Journalistin Anja Kiel, schrieb. Eine Premiere für beide. Aber die gelang. „Das hat so gut geklappt“, ist die Mutter begeistert. „Geschrieben hat jeder an seinem Schreibtisch.“ Und die Tochter ergänzt: „Aber wir haben regen Gebrauch von Emails und Telefon gemacht.“ Jede brachte sich mit eigenen Ideen in die Arbeit ein. „Ich habe das Mädchen erfunden, Anja den Jungen“, schildert Inge Meyer-Dietrich.
Sophie und Luca sind die jungen Protagonisten des Romans, der ohne Umschweife los geht. Bei einem Schulausflug ins Bochumer Bergbaumuseum werden die beiden Kinder von den Schwarzmännchen gekidnappt. Denn die Zwerge, die sich als Eigentümer der Steinkohle verstehen, brauchen Hilfe. Der größte Schatz der kleinen Wesen, der Kraftstein Achazurit, wurde gestohlen. Er symbolisiert Vergangenheit und Zukunft, sorgt für das Gleichgewicht über und unter der Erde. Die Kinder werden hinein gezogen in einen Strudel der Ereignisse, die immer dramatischer werden.
„Wir haben versucht, das strukturgewandelte Ruhrgebiet als Kulisse zu verwenden“, so Anja Kiel, die seit acht Jahren Führungen auf dem Weltkulturerbe Zeche Zollverein organisiert. „Da habe ich mich in das Thema Ruhrgebiet hinein gearbeitet.“ Beide Frauen trugen ihr Wissen zusammen und eigneten sich neues an. „Wir haben zum Beispiel eine Führung mitgemacht über eine Bergbaubrache. Da ging es um die Tier- und Pflanzenwelt auf solchen Flächen“, erinnert sich Anja Kiel, für die es das erste Buch war, an dem sie arbeitete. „Ich weiß gar nicht, ob ich das alleine geschafft hätte. Zusammen zu schreiben, das hat den Vorteil, dass man jemanden hat, der einen anspornt und hilft. Ich fand es motivierend zu wissen, dass da an meiner Seite ein Profi ist.“
Inge Meyer-Dietrich und Anja Kiel wollten mit ihrer literarischen Adaption einer alten Ruhrgebiets-Sage Reales und Fiktives verbinden, ein Gefühl schaffen für das Revier. Und das vor allem bei jungen Leserinnen und Lesern. Auch wenn, das betonen beide, das Buch auch für Junggebliebene interessant sein könnte. „Wir wollten einen anderen Teil der Kulturhauptstadt schildern“, so Anja Kiel. „Es gab bis vor kurzem immer noch Vorurteile gegenüber dem Ruhrgebiet. Ich habe den Eindruck, dass sich das durch die Kulturhauptstadt etwas geändert hat, die Menschen offener sind.“ Vielleicht auch für die Schwarzmännchen, die da leben, wo es so dunkel ist, dass man sie eigentlich nicht sehen kann.