Buer.

Der dicke vergilbte Aktenordner auf dem Tisch hat ganz offensichtlich schon einige Jahrzehnte auf dem Einband. „Sonder-Akte über die Verleihung der Städterechte an Buer“ steht auf dem Deckel, „Angefangen 1907“, „Geschlossen 1912“. Darüber sind Stefan Grohe und Heinz-Jürgen Priamus gebäugt, in konzentrierter Lektüre vertieft.„2011 jährt sich die Verleihung der Stadtrechte an Buer zum 100. Mal“, erläutert Priamus, Leiter des Instituts für Stadtgeschichte (ISG).

Die Lektüre alter Dokumente aus der Verwaltung gehört zum Arbeitsalltag im Institut für Stadtgeschichte im Wissenschaftspark. Rund 3000 laufende Meter an Akten, Dokumenten und Register besitzt das Institut, das am 1. September 1989 seine Arbeit aufnahm.

Denn zur Zielsetzung gehört auch die Weiterführung des einstigen Stadtarchivs, das einst unter dem Dach des buerschen Rathauses eine erste Heimat fand. „Kein guter Platz für die Lagerung von Papier“, sagt Stefan Grohe. „Zu warm.“ Im Archiv finden sich Sitzungsprotokolle, amtliche Bekanntmachungen, Beschlussvorlagen – Dokumente, die auch heute noch archiviert werden.

Doch nicht nur für die Historiker vom ISG ist das Magazin Arbeitsgrundlage. „Es gibt viele Anfragen von wissenschaftlich Interessierten, die zum Beispiel eine Dissertation über das Gesundheitswesen in Gelsenkirchen zu Beginn des 20. Jahrhunderts schreiben“, so Priamus. Hinzukommen Besucher, die Ahnenforschung betreiben, aber auch Nachlasspfleger oder Gerichte, die Erben für Vermögen oder auch Schulden suchen.

Die Ergebnisse ihrer Arbeit präsentieren die derzeit zehn ISG-Mitarbeiter (hinzukommen studentische Hilfskräfte oder Angestellte mit Werkverträgen) in regelmäßigen Veröffentlichungen: Bildbände, darstellende Sachbücher, Materialsammlungen. Aber auch Vorträge und Filme werden erstellt. Denn: „In der Wahl der Präsentationsmittel versuchen wir sowohl nach dem jeweiligen Publikum, als auch mit der Zeit zu gehen“, berichtet Grohe.

Bei der Sichtung der Dokumente werden meist nur Teile transkribiert. „Alles zu übersetzen und zu digitalisieren, wäre zu aufwendig und auch nicht unbedingt sinnvoll“, so Grohe. „Geschichte lässt sich einfach nicht in vollem Umfang wiederholen.“