Buer.
Die Bergetappe auf der Cranger Straße in Erle lässt sich angenehmer mit dem Knopf im Ohr ertragen. Die Musik ist laut, die Wahrnehmung eingeschränkt. Pech für den Radfahrer: Polizeikommissar Pierre Ranko (43) tritt kurz kräftig in die Pedale und schon hat er den Anschluss geschafft. Der radelnde Musikfan neben ihm bekommt im ersten Moment gar nicht mit, dass die Ermahnung ihm gilt. „Der hat doch gar nicht mitbekommen, was um ihn herum passiert“, schüttelt Ranko verständnislos den Kopf. Der Radfahrer hat Glück: Er muss die Stöpsel aus dem Ohr nehmen, der Polizist lässt ihn weiterradeln. Zusammen mit Polizeioberkommissar Volker Joswig (42) und Polizeikommissar Stefan Barczewski (34) setzt die Mountainbike-Streife der Polizei ihre Fahrt fort.
Erste Station war der Kindergarten St. Barbara an der Friedensstraße. Dort galt ihr Augenmerk vor allem den Kindersitzen in den Pkw der Mütter, die ihre Kinder zur Tagesstätte brachten. Über die Cranger- und Immermannstraße führte die Tour des Trios weiter über den Hauptfriedhof, durch den Stadtwald in Richtung Fußgängerzone Hochstraße. Meist auf Wegen, die normalerweise kein Streifenwagen benutzt. Freundlich begrüßt von Spaziergängern, Joggern und Vorgarten-Pflegern. „Die Mountainbike-Staffel gibt es jetzt seit gut zehn Jahren, deshalb gehören wir inzwischen zum ganz normalen Geschehen“, erzählt Volker Joswig, der von Anfang an dabei ist. Ein gutes Dutzend Polizisten macht die Mountainbike-Staffel aus. Sie alle gehören der Einsatzhundertschaft an, die zu Schalke-Spielen, Demonstrationen oder anderen Großereignissen ausrücken muss. Da ist es eine willkommene Abwechslung, zwischendurch mal auf’s Rad zu steigen. Nicht ausgeschlossen also, dass der Einsatz auf dem Rad abrupt endet, wenn plötzlich ein Alarm kommt.
Blanke Waden, enge Radlershorts, Sonnenbrille und Schutzhelm sind der sportliche Teil der Ausstattung, dienstlich kommen noch Handschellen, Funkgerät, Waffe und der TeleCash-Automat hinzu, durch den die EC-Karte für das bargeldlose Begleichen der Verwarngelder gezogen werden muss. „Deshalb trägt’s bei uns ein bisschen mehr auf“, schmunzelt Volker Joswig.
Radfahrer, die auf der falschen Straßenseite unterwegs sind, Autofahrer, die trotz des Rückstaus in die Kreuzung fahren: Sie alle müssen damit rechnen, von den unifomierten Mountainbikern angehalten zu werden. Dabei bekommen die Radfahrer auf der Hochstraße sogar ein Lob ab. Pierre Ranko: „Die meisten halten sich inzwischen an die Regeln und schieben ihre Räder.“ Außerhalb der Fußgängerzone sieht es oft ganz anders aus. „Ihnen fehlt das Unrechtsbewusstsein“, weiß Ranko von Radfahrern zu berichten, die mit Rädern unterwegs sind, deren Bremsen nicht funktionieren. Das Fahren auf der falschen Straßenseite kostet 15, das Telefonieren mit dem Handy sogar 25 Euro. Ranko: „Wenn das Rad nicht mehr verkehrssicher ist, können wir auch die Weiterfahrt untersagen.“ Bei allen Entscheidungen ist Fingerspitzengefühl gefragt. Ein schwerbepackter Senior, der zur Grabpflege mit dem Fahrrad auf einem menschenleeren Nebenweg des Friedhofs unterwegs ist, wird wohl kaum ein Knöllchen bekommen, der Raser durch die Fußgängerzone auf jeden Fall.
An der Hagen-/Hochstraße rollt ein Pkw über den Zebrastreifen. „Der war nicht schnell, aber auch nicht bei der Sache“ kommentiert Volker Joswig später das Geschehen. Der Fahrer hatte weder auf die Erwachsenen, noch auf die Kinder reagiert, die die Straße schon längst betreten hatten. Und die Polizisten mit den Rädern nicht gesehen. Großes Pech also: 80 Euro kostet der Verstoß gegen die Straßenverkehrsordnung, hinzu kommen 50 Euro Verwaltungsgebühr und vier Punkte in Flensburg.