Als sie den Betrieb aufnahm, war sie die erste Zeche nördlich der Emscher, als sie schloss, die südlichste des Ruhrkohlenbergbaus: Die Zeche Nordstern, einer von vielen Bergbaubetrieben, an die im Mai bei der Ruhr2010-Aktion „Schachtzeichen“ erinnert werden wird.

Horst war noch ein Nest, als der Essener Kaufmann Theodor Wagner im Januar 1855 als erster nahe dem Dorf Horst mit damals 800 Einwohnern nach Kohle schürfte. Gemeinsam mit Wilhelm Bockmann gründete er die „Bohrgesellschaft Carnap”, die mit Probebohrungen unweit der realisierten Nordstern-Schächte begann und schnell fündig wurde. Zur gleichen Zeit hatten sich auch drei Horster zusammengetan und ebenso Probebohrungen weiter nordöstlich beantragt, darunter Horsts Amtsvorsteher Hoppe. Ihre Bohrgesellschaft „Neu Horst” wurde ebenfalls 1855 fündig. Doch es sollte noch bis 1868 dauern, bis die Förderung in Horst begann.

Beide Bohrgesellschaften kämpften mit Problemen - mit Boden- und Bohrproblemen, aber auch mit finanziellen Unwägbarkeiten. Am Ende verschmolzen beide Bergbau-Vorhaben miteinander und die Abteufarbeiten wurden 1860 bei einer Teufe von 91 Metern eingestellt. Der Schacht soff ab. Erst 1865 wurde ihm, nachdem Wagner und Konsorten neue Geldgeber gefunden und die „Essen-Arenberger Bergbaugesellschaft” gegründet hatten, neues Leben eingehaucht. Jetzt ging es auf „Nordstern”, wie der Schacht ein Jahr später umbenannt wurde, zügig voran: 1867 wurde in 228 Meter Teufe die 1., bei 241 Metern die 2. Sohle gesetzt. Über Schacht 1 wurde ein Malakowturm errichtet, 83 Mann waren beschäftigt. 1868 erblickte die erste Horster Kohle das Licht der Welt – 4619 t wurden gefördert. Zum Malakowturm wurden die Zwillingsdampffördermaschine, Kesselhaus und Kamin errichtet, 1870 kam der Eisenbahnanschluss dazu, der die Förderung sprunghaft auf über 53 000 t anstiegen ließ.

1869 geriet Nordstern an eine französische Gesellschaft, vier Jahre später kauften aber Gewerken aus dem Ruhrgebiet die Zeche zurück und gründeten die Aktiengesellschaft Steinkohlenbergwerk Nordstern. Bis 1875 stieg die Förderung auf gut 94 000 t, die Belegschaft wuchs auf 500 Mann.1890 begann das Abteufen von Schacht 2. Die Förderung startete dort 1894 aus einer Teufe von 800 Metern. 1899 kam die nächste Erweiterung: 1,5 km nordöstlich wurde mit dem Abteufen von Schacht 3 begonnen (Abbau ab 1900), 1910 folgt Schacht 4, die Förderung stieg bei 3947 Mann auf über eine Mio t. 1907 wurde das Bergwerk an die Phönix AG verkauft.

Vor dem Ersten Weltkrieg, als Nordstern florierte, hatte sich Horst zu einem industriellen Ballungsgebiet gewandelt und zählte zu den dicht besiedeldsten deutschen Gemeinden. Nach dem Ersten Weltkrieg litt auch Nordstern unter Wirtschaftsflaute, Inflation und Ruhrbesetzung, hatte allerdings 1920 mit 4288 Kumpeln die höchste Belegschaftszahl. 1925 wurden alle vier Schächte stillgelegt, die Belegschaft schrumpft auf eine Notbesetzung von 150 Mann. 1926 kam die Zeche in den Besitz der Vereinigten Stahlwerke AG, die Förderung wurde aus den Schächten 1 und 2 wieder angefahren. Nordstern 3/4 blieben bis 1936 stillgelegt, als die aus ihnen geförderte Gasflammkohle fürs Hydrierwerk gebraucht wurde. 1942 wurde dieser Teil der Zeche erneut stillgelegt. Die Schächte 1/2 folgten im Februar 1945. In der Nachkriegszeit dienten die Schächte 3/4 nur noch als Luft- und Materialschacht.

Am Standort 1/2 krempelten die Kumpel die Ärmel für den Wiederaufbau auf. 1954 wurde der Schacht 1 tiefer gesetzt: Die 12. Sohle entstand in 1040 Metern Teufe. Nach dem Kohle-Boom in der 50er Jahren folgte schließlich die Zeit der Anpassung, die Gründung der Ruhrkohle AG mit der Eingliederung von Nordstern. 1983 kam der Verbund mit „Zollverein”. Zuvor aber erzielte Nordstern 1980 mit knapp 1,86 Mio t die höchste Förderung. Ab 1983 wurde sie auf der Horster Zeche eingestellt. 1983 wurde noch die 13. Sohle auf 1275 Meter Teufe gesetzt, 1985 folgte der Durchschlag nach Consolidation. 1993 schließlich endete die Bergbauepoche in Horst - Nordstern schloss, die Schächte wurden verfüllt.