Buer.
Wer den Fuß ins Haus der Künstlerin Heike Klinger setzt, betritt eine andere Welt. Mystische Bilder entführen in fantastische Sphären, eine Skulptur auf einem Sockel weckt Assoziationen an einen Außerirdischen. Und zumindest überirdisch ist hier vieles.
„Ich erzähle in meinen Bildern Geschichten, will sichtbar machen, was unsichtbar ist.“ Und das tut die Gelsenkirchenerin bereits seit frühster Kindheit. „Schon damals erfand ich Geschichten. Obwohl ich nicht aus einem künstlerischen Elternhaus komme, haben meine Eltern mich immer ermutigt“, erinnert sich die 49-Jährige. „Ich bekam vermittelt: Was du willst, das kannst du schaffen.“ Und Heike Klinger wollte Künstlerin werden. „Ich wollte immer das Leben führen, das ich jetzt führe.“
Um das zu erreichen, studierte sie mit 21 Grafik- und Objektdesign an der FH Dortmund. „Ich nutzte vor allem die Nebenfächer, habe mehr Scheine gemacht als nötig, nur der rein grafische Bereich hat mich nie interessiert.“ Das machte sie zum Paradiesvogel, brachte ihr Kommentare der Professoren ein. „Die haben gesagt, aus ihnen wird höchstens eine Künstlerin.“
„Eisriesen“ heißt ein Bild im Ausstellungsraum. In Blau- und Türkistönen ist es gehalten. Die versprochenen kalten Wesen deutet es nur an. Gegenüber fällt eine Skulptur aus dem Rahmen. „Hingabe“ ist ihr Name. Aus Carrara-Marmor ist die stilisierte Frau gearbeitet, die mit Sachlichkeit einen Kontrapunkt bildet zu den anderen Arbeiten.
Seit 1984 ist Heike Klinger hauptberuflich freischaffende Künstlerin. Zu der Zeit war ihr Thema noch exotisch. „Damals war es schon schwierig. Ich habe aber nie gezweifelt, habe mir eine sehr luxuriöse Nische aufgebaut, in der ich immer noch tätig bin.“ Wenn auch mehr im Ausland. „Ich stelle viel in Österreich aus. Da haben die Surrealisten einen ganz anderen Stellenwert.“
Ob sich hinter ihren Bildern eine Weltanschauung verbirgt? „Ein Stück weit schon. Ich möchte die Seelen von Menschen begreifen und berühren dürfen. Es sind oft Zwischenwelten, die ich zeige.“ Doch damit nicht genug. Nach und nach fand Heike Klinger neue Schaffensfelder. Vor einigen Jahren begann sie zu fotografieren, entfremdet in ihren Arbeiten durch Makroaufnahmen Motive aus der Natur. Und die Künstlerin näht. „Ich suche mir immer neue Projekte. Jetzt habe ich Kleidung entworfen.“ In erster Linie trägt sie die selbst. Einige der Einzelstücke zieren aber auch eine Ecke im Ausstellungsraum. „Man kann kommen und die Stücke anschauen, aber auch bestellen.“
Im zweiten Raum sind viele Zeichnungen zu sehen. Mal nutzt die Künstlerin Graphit, dann Kreide, Tusche oder Ölstifte. Hier schauen Frauen mit Tierköpfen aus den Bildern, da ein sterbender Soldat in der Wüste. Über ihm schweben seine letzten Gedanken. Sehr skurril wirkt hier vieles. „Ich bin Surrealistin. Ich darf das“, lacht Heike Klinger.
So unterschiedlich ihre Arbeiten sind, mit allem, sagt die Künstlerin, erntet sie Resonanz. „Ich glaube, das Leben sorgt für mich. Auch wenn hinter allem viel Arbeit steckt, ich habe meinen Traumberuf. So möchte ich leben, mit der Freiheit, dem Freiraum und der Selbstbestimmtheit.“