Zum ersten Mal hatte die Vestische in Kooperation mit den drei Nahverkehrsunternehmen des östlichen Ruhrgebiets im letzten Jahr 1000 Testkunden auf die Reise geschickt. Das Nahverkehrsangebot stand auf dem Prüfstand. Die 422 Dauerfahrer, die für die Vestische unterwegs waren, stellten der Gesellschaft ein blendendes Zeugnis aus. Über die Hälfte war mit den Dienstleistungen wie Fahrkomfort oder Pünktlichkeit zufrieden. „Das Ergebnis“, so Vestische-Pressesprecher Norbert Konegen, „hatte unsere Erwartungen übertroffen.“ So gab es im Juni dieses Jahres eine Neuauflage. Für die Vestische gingen 250 Bewerber auf die Reise.

Norbert Konegen sieht in der Marketing-Aktion eine ideale Möglichkeit, Neukunden zu gewinnen und das Image der Gesellschaft zu pflegen. Zumal bei der Premiere mehr als die Hälfte der Tester vorher selten oder überhaupt noch nicht Bus und Bahn genutzt hatten. Genau diese Gruppe von potenziellen Autofahrern hat die Vestische im Visier. Konegen: „Wir brauchen uns nicht zu verstecken, wollen Neukunden von der Leistungsfähigkeit des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) überzeugen.“

Mehr als die Hälfte der Tester, die zum Nulltarif kreuz und quer durch das östliche Revier fuhren, hatte einen Fragebogen ausgefüllt zurückgeschickt. In diesem Jahr mussten die Tester, die im Juni starteten, ein Handicap in Kauf nehmen. Es war extrem heiß. So stand natürlich auch die Funktionsfähigkeit der Klimaanlagen auf der Bewertungsliste. Vier Reisetage konnten sich die Freizeitfahrer für ihren Trip aussuchen.

Der Bueraner Klaus Hestermann, der schon für die Bogestra Testerfahrungen gesammelt hatte, folgte diesmal den vestischen Spuren im östlichen Ruhrgebiet. Dabei lernte er so ziemlich alle Abschnitte zwischen Haltern, Dortmund, Bochum und Bottrop kennen. Der ehemalige Handelsvertreter war früher immer mit dem Pkw unterwegs. Doch die Testerfahrung hat ihn mittlerweile umsteigen lassen. Sein Urteil über Komfort und Pünktlichkeit fällt positiv aus. „Die meisten Verbindungen klappten, das Personal war freundlich, die Fahrzeuge erschienen gepflegt. Und in der Regel funktionierten auch die Klimaanlagen.“

Nur Kontrolleuren in der S9 zwischen Haltern und Buer Nord schien der Nulltarif, zu dem der Bueraner als Tester unterwegs war, zu stören. Hier sei eine bessere Kommunikation angebracht, meint der 70-Jährige. Detailliert listetet Hestermann auf, wie stark Busse besetzt, ob Wind- und Regenschutz an den Haltestellen vorhanden waren, der Anschluss klappte. Kein gutes Haar ließ er am Bus eines Fremdunternehmens, das ihn vom Busbahnhof nach Dorsten brachte: „Klapprig, vermutlich defekte Stoßdämpfer, Sitze verschlissen.“ Über 20 Stunden war Klaus Hestermann mit Bussen und Bahnen unterwegs. Er wird weiter testen und wieder am Busbahnhof einsteigen: „Das ist der romantischste von allen und bietet Sonnenschutz unter prächtigen Bäumen.“