Vor einem Jahr lief der Ausverkauf bei Hertie, im August schloss das Warenhaus seine Pforten. Inzwischen gammelt die Immobilie vor sich hin, allerlei Schäden gibt’s mittlerweile. Und eine neue Nutzung ist weiter - zumindest kurzfristig - nicht in Sicht.

Immerhin: nach WAZ-Informationen ist das Interesse von Investoren in den letzten Wochen und Monaten größer geworden. „Wir stehen in Verhandlungen“, heißt es von Maklerseite.

Allerdings werden immer mehr Schäden am und im Haus sichtbar. Das Vordach ist an mehreren Stellen defekt, die Verkleidung fällt ab, im Hintereingang ist die Deckenkonstruktion halb herabgefallen. Eine demolierte Schaufensterscheibe an der Luciagasse wurde notdürftig mit Spanplatten repariert. Im Innern, erfuhr die WAZ, gibt es nach einem üblen Wasser-Rohrbruch (Folge des eiskalten Winters) einen um sich greifenden Schimmelbefall. Auch die Elektrik soll nicht mehr funktionieren.

In den letzten Tagen erst machte die SB-Bäckerei „Backwerk“ zu, die neben dem alten Hertie-Haupteingang noch eine Filiale betrieb. Dicht machte Backwerk angeblich deshalb, weil der Verwalter das Wasser abgestellt hat. Das berichtet jedenfalls der Betreiber. „Wir haben nicht freiwillig geschlossen.“ Schon in den letzten zwei Monaten habe es „Theater“ wegen des Stroms gegeben. Eine „Facility“-Firma in Paderborn, die für den Eigentümer die Immobilie zwischen Hochstraße und Luciagasse verwaltet, bestritt dies gestern auf WAZ-Nachfrage, wollte sich aber näher nicht äußern.

Eingestellt hat die Hochtief-Hausverwaltung in Essen seit Mitte Juni die haustechnische Verwaltung im Auftrag der Paderborner Firma, und zwar weil Forderungen nicht beglichen wurden, sagte ein Hochtief-Sprecher der WAZ. Und auch eine Sicherheitsfirma, die das Haus bewachte, hat im Mai ihre Dienste eingestellt. „Wir werden nicht mehr gebraucht“, so ein Sprecher zur WAZ. Angeblich gebe es einen neuen Eigentümer.

Dem widerspricht die BNP Paribas Real Estate GmbH in Berlin, die die Vermarktung auch des buerschen Hertie-Hauses für den Eigentümer übernommen hat, ein Firmengeflecht, hinter dem mehrheitlich der britische, insolvente Finanzinvestor Dawnay Day und sein Insolvenzverwalter stehen. Mehrere Investoren aus der Region hätten Interesse bekundet, heißt es.

Ein Interessent ist offenbar das Ehepaar Gabriele Philippi und Jörg Hügen aus Dinslaken, mit ihrer Firma ehemals Lieferanten von Karstadt und Hertie waren. Bereits seit März betreiben sie im ehemaligen Hertie-Haus in Gladbeck - einstweilen nur im Erdgeschoss - das „Gladbecker Kaufhaus“. Ähnliches haben beide für Buer im Sinn, bestätigte Jörg Hügen. „Wir stehen in Verhandlungen, die Chancen stehen gut“, sagt er. Ziel sei ein Kaufhaus mit Vollsortiment. Er rechnet allerdings nicht mit einer schnellen Einigung. „Das zieht sich hin.“ Grund: Der Wasserschaden müsse erst behoben werden.

Einstweilen ist - neben einem fliegenden Händler mit Erdbeerverkauf in den letzten Tagen im Haupteingangsbereich - ein Lederwarenverkauf das einzige Lebenszeichen in der großen Immobilie. Und der gehört zu Hügen/Philippi.

Im Umfeld von Hertie hat es mehrere Geschäftsaufgaben gegeben. An der Luciagasse, wo die Laufkundschaft zurückging, machte der Deko-Laden „Home & Garden“ zu. Stattdessen gibt es dort einen An- und Verkauf für PC-Spiele und Zubehör. Zwei weitere Läden unter den Arkaden warten noch auf neue Mieter. An der Maximilianstraße machte Moden Steen-grafe zu - das Lokal ist noch nicht wieder vermietet. Räumungsverkauf hat das Modehaus Veldkamp (Hochstraße), nach eigenen Angaben aber nicht wegen Geschäftsaufgabe. Schließen wird Ende 2010 die Goldschmiede Schadek - allerdings aus Altersgründen. Hier erweitert sich Doro Decker.