Nicht häufig fragt die Stadt die Bürger, wie sie sich ihre Umgebung, in diesem Fall das Gelände der Kokerei Hassel, vorstellen. Das integrierte interkommunale Handlungskonzept, in welchem die Städte Gelsenkirchen und Herten gemeinsam Stadtteilerneuerung betreiben, schreibt eben diesen Beteiligungsprozess aber vor. Am Montag waren Interessierte in das Fritz-Erler-Haus geladen, um dort ihre Wünsche zu äußern. Vorab aber gab es Informationen rund um das Gelände, das einmal zum Stadtteilpark werden soll. „Es vollzieht sich ein starker Wandel in einen durch Wohnen geprägten Stadtteil“, so Stadtdirektor Michael von der Mühlen. „Wir ziehen damit ein Stück Landschaft vom Münstlerland in den nördlichen Ballungsraum.“
Auf die Frage aus dem Publikum, warum hier ein Park entstehen solle und keine Gewerbefläche, erwiderte Hans-Peter Noll, Geschäftsführer der RAG Montan Immobilien und somit Eigentümer der Fläche: „Wir sind keine Region, wo die Nutzer Schlange stehen. Der Markt fragt an dieser Stelle kein Gewerbe nach.“ Vielmehr wolle die RAG mit dem Park eine Kulisse für andere Flächen schaffen. „Dann tun wir nicht nur etwas Gutes für den Stadtteil, sondern werten unsere anderen Flächen auf.“
Allerdings, der Weg dahin ist weit. Zum einen ist die Finanzierung noch nicht abschließend geklärt, zum anderen sind die anstehenden Sanierungsmaßnahmen erheblich. Denn das Gelände trägt bis heute die Spuren der industriellen Nutzung. „Wir haben eine Belastung im Bereich der Produktion der Nebengewinnungsprodukten“, so Volker Duddek, Flächenmanager der RAG. Also dort, wo etwa Teer gewonnen wurde, ist die Belastung am größten. Im Bereich der Koksofenbatterie ist der Boden nicht belastet, jedoch befinden sich die Fundamente noch im Boden. Und die reichen bis zu 18 Meter tief.
Im Zuge des Abschlussbetriebsplanverfahrens werden die Verunreinigungen im Westen und im Süden überdeckt und umgelagert. Hierdurch entstehen Hügel, die später den Stadtteilpark prägen werden. Am Westrand wird schon jetzt verunreinigtes Grundwasser aufgefangen. Eine entsprechende Reinigungsanlage befindet sich derzeit im Bau und wird im Herbst fertig gestellt.
Zur Überraschung der Planer werden auf der Fläche auch etliche Blindgänger vermutet. Da das Gelände zur Kriegszeit nicht industriell genutzt und die Kokerei erst später gebaut wurde, seien diese wohl für die Zeche Westerholt gedacht gewesen. Anlass zur Sorge besteht aber nicht. Der Kampfmittelräumdienst ist bereits informiert. „Wir können am Ende garantieren, dass alle Blindgänger entfernt sind“ so Michael Lasse, bei der RAG zuständig für das Abschlussbetriebsplanverfahren.
Wann all dies realisiert wird und man gar den ersten Spaziergang im Stadtteilpark machen kann, das hängt vor allem von den aktuellen Planungen ab. Bleibt es im Groben bei den vorliegenden Ideen, so könnte die Sanierung in vier Jahren abgeschlossen sein.