Hassel. .
Die Bergarbeiterkultur, im direkten und erweiterten Sinne, stand im Mittelpunkt des fünften Stadtteilfestes in Hassel. Und zumindest von den Temperaturen und der stehenden Luft her, fühlten sich die Besucher wie im ausziehenden Schacht.
Ob es eben diese Temperaturen waren, die den Besucherstrom dämpften, dazu wollten die Organisatoren keine Aussage treffen. So voll wie noch vor zwei Jahren war das Fest aber nicht. „Dennoch sind wir zufrieden“, stellte Pastor Rolf Heinrich klar. Denn immerhin, jene die gekommen waren, nahmen auch alle Angebote des Festes wahr.
Die kleinen Besucher etwa waren eingeladen, in großen Sandkisten nach dem schwarzen Gold der Bergleute zu suchen und aus gerollten Zeitungsseiten einen Förderturm zu bauen. „Da haben wir mehrere Stunden dran gebaut“, zeigte sich Doris Kortman-Kasperowski vom Lukas-Kindergarten von dem zwei Meter hohen Turm begeistert.
Gleich gegenüber stand das Theaterzelt des Tullux-Theaters, wo die Truppe ihr eigens für das Fest geschriebene Stück „Alex das letze Grubenpferd“ aufführte. Anders als sonst hatten die Akteure ein Puppenspiel vorbereitet, das sich zwar an Kinder wandte, aber auch die Erwachsenen begeisterte. Die Truppe überzeugte mit viel Humor, scherzen und Gesang in der Geschichte von Norbert und Walter, die zum letzen Mal auf ihrem Pütt einfahren. „Heute löschen wir datt Licht, denn morgen macht die Zeche dicht“, ließen die Laienschauspieler die Puppen sprechen, die just am letzten Arbeitstag durch eine Schlagwetterexplosion verschüttet werden. Um ihre Angst zu besiegen singen sie: „Wenn in Bottrop die rote Sonne im Staub versinkt, und dem Heini seine Glatze im Mondlicht blinkt.“ Doch als die beiden Kumpel denken, es geht nicht mehr, da kommt von irgendwo aus dem Dunkel das Grubenpferd Alex her.
Bergmännisch ging es zuweilen auch auf der Bühne zu. So eröffnete der Chor des Knappenvereins St. Barbara Bergmannsglück/Westerholt das Bühnenprogramm. Darauf folgten dann etliche Gruppen aus dem Stadtteil von der Kindertanzgruppe der Josef-Rings-Schule bis hin zur Seniorentanzgruppe der Lukas-Kirchengemeinde.
Am Nachmittag zeigten auch die Mitglieder des Tanzprojektes des Ruhrfestspiele, „Ruhr Nation“, ihre Trainingserfolge. Mit dabei sind gleich vier Break-Dancer aus dem Dietrich-Bonhoeffer-Haus. Ein echtes Crossover der Kulturen bot sich den Gästen schon, als sich die jugendlichen Tänzer neben der Bühne zur Swing-Musik des Orchesters der Städtischen Musikschule warm tanzten. Als sie aber die Bühne eroberten, füllte sich sogar der Festplatz wieder und die Menschen ließen sich mitreißen von der ursprünglichen Straßenkultur, die hier den Weg auf die Bühne gefunden hatte. Die Jugendlichen aus 18 europäischen Städten fühlten den Rhythmus und übersetzten ihn in Bewegung, die Sprache, die sie alle verbindet.
Höhepunkt des Stadtteilfestes hätte ein Auftritt der „Sons of Gastarbeita“ sein sollen. Der aber fiel aus persönlichen Gründen aus. Ohnehin hatten etliche der Beteiligten bereits während der Tanzperformance begonnen, ihre Stände abzubauen. Denn nach vielen Stunden in der Sonne und neben mehreren Grillständen sehnten man sich nach Abkühlung.