14 Jahre leitete er die Geschicke der Horster Pfarrei St. Hippolytus, Sonntag nimmt er Abschied vom Amt des Pfarrers: Gerd Rüsing. Aber er geht nicht so ganz: Der 65-Jährige, der künftig in Beckhausen wohnen wird, bleibt der Pfarrei als Pastor im besonderen Dienst erhalten.

Der gebürtige Gelsenkirchener, der im Oktober 1996 Nachfolger des langjährigen Pfarrers Erich Happe geworden war, führte die Pfarrgemeinde in einer bewegten Zeit, die von Mitgliederschwund und Priestermangel, Kooperationen und dem Aufbau der Großpfarrei mit aktuell 15 800 Seelen in drei Ge-meinden mit fünf Kirchen ge-kennzeichnet war. „Das waren schon große Herausforderungen“, zieht Gerd Rüsing im Gespräch mit der WAZ Bilanz und verweist auch auf die Zu-sammenführung des St.- Josef-Hospitals mit anderen Krankenhäusern in die KKEL und die Neuordnung der Kindergartenlandschaft, die ebenso in seine Amtszeit fielen. Als Musikliebhaber unterstützte er auch die Zusammenführung der Kirchenchöre in der Großpfarrei zum Pfarreichor. „Wir wollten und können zeigen, dass das gut klappt.“

Rüsing zeigt sich zufrieden am Ende seiner Amtszeit. „Das hat alles ganz gut geklappt.“ Die Pfarrei übergibt er in geordneten Verhältnissen an seinen designierten Nachfolger Wolfgang Pingel, auch wenn es künftig zu wenige Priester im aktiven Dienst in den drei Gemeinden geben wird. Aber das ist andernorts nicht viel anders.

Trotz aller Umstände verlor Rüsing nie seinen Humor - eine Charaktereigenschaft, die ihn kennzeichnet. „Ich bin ein fröhlicher Mensch und lache gern.“ Und er ist von direkter Natur, sagt schnell, was er denkt. Wobei er nicht als un-einsichtig oder gar autoritär gilt, vielmehr Wert auf Teamarbeit legt. Allerdings musste er als Gelsenkirchener am Anfang erstmal mit dem „Horster Format“ klar kommen, wie er zugibt. Direkt und manchmal querköpfig seien die Horster. „Aber ich kam schnell klar damit.“ Schließlich seien die Horster auch warmherzig und umgänglich. „Sie sind mir ans Herz gewachsen.“

Es sei eine funktionierende, sehr selbstständige Gemeinde gewesen, in die er 1996 ge-kommen sei, erinnert sich Rüsing. Imponiert habe ihn die sanierte Kirche, die sehr schön sei mit dem großen stimmigen Altarraum, „wo man im besten liturgischen Sinne feiern kann mit Kindern, Chören und Orchestern“. In guter Erinnerung werde ihm die Zusammenarbeit beim Aufbau des neuen Pastoralplans für die Großpfarrei bleiben. Am Herzen lag Rüsing all die Jahre die Kinder- und Jugendarbeit, die er gefördert hat, aber auch das ökumenische Miteinander in Horst, wo er Bibelgespräche von evangelischen und katholischen Christen, ökumenische Gottesdienste oder gemeinsame Aktivitäten wie die adventlichen Atempausen mit forcierte. Die Zusammenarbeit mit den evangelischen Nachbargemeinden betrachtet Rüsing auch als künftige Aufgabe und will sie beibehalten. Außerdem will er sich der Custodia, der „Kirchenwache“ in Hippolytus, anschließen.

Ansonsten freut sich der scheidende Pfarrer darauf, „nicht mehr an so vielen Sitzungen teilnehmen zu müssen“, seine Zeit freier einteilen zu können und so auch mehr für die Gesundheit tun zu können. Außerdem bleibt für den Freund der Musik mehr Muße und Gelegenheit, das Musiktheater besuchen zu können.

Wolfgang Pingel wird der Nachfolger


Pfarrer Gerd Rüsing wird am Sonntag, 4. Juli, im Festgottesdienst um 10.30 Uhr im Rahmen des Gemeindefestes offiziell aus seinem Amt verabschiedet. Kommissarisch führt er die Pfarrei noch bis zum 31. Juli. Am 1. August wird Wolfgang Pingel, Pastor an St. Laurentius Horst-Süd, sein Nachfolger. Pingel (60) wird offiziell am 26. September von Generalvikar Hans-Werner Thönnes in sein Amt eingeführt.

In St. Laurentius wird Maria Mauch als Gemeindereferentin „mit Koordinationsaufgaben“ die Leitung der Kirchengemeinde übernehmen.

Pfarrer Rüsing war, als er 1996 nach Horst kam, kein Unbekannter in der Stadt: Er stammt aus Alt-Gelsenkirchen und wurde 1971 in St. Josef Ückendorf zum Priester geweiht. Nach verschiedenen Kaplanstellen war er von 1982 bis 1985 Jugendseelsorger in GE. Seine erste Pfarrerstelle erhielt Rüsing 1985 in St. Theresia Essen-Stadtwald (bis‘96).

Rüsing, der in Münster, Bonn und Bochum studierte, zählt Joseph Ratzinger, den heutigen Papst Benedikt, zu seinen Professoren an der Uni.