Buer.

„Um eines schon mal klar zu stellen: Wir haben gar keinen Keller, in dem verstaubte Schätze lagern.“ Direktorin Leane Schäfer schließt eine Tür in den oberen Stockwerken des Museums auf. „Hier ist unser Depot.“

Zur Linken steht ein Alu-Regal, das zum Teil in Handarbeit mit Holzleisten um einige Fächer erweitert wurden. In den einzelnen Fächern stehen gerahmte Bilder in den unterschiedlichsten Größen. „Das System war schon recht umständlich, da man in der Regel die Bilder immer herausziehen musste, um zu sehen, um welches Werk es sich handelt.“ Deshalb hat das städtische Museum an der Horster Straße jetzt von Land und Kommune ein neues Depotsystem spendiert bekommen, schmucke Gitterwände aus Stahl, frei herausziehbar, platzsparend.

Denn der Platz ist eines der größten Probleme des städtischen Museums. „Es ist ja nur der erste Bauabschnitt mit den Schauräumen tatsächlich realisiert worden. Depots und Werkräume wurden dagegen nicht in Angriff genommen“, blickt Leane Schäfer zurück. „Deshalb müssen wir jetzt auch diese Bereiche in einem Gebäude unterbringen.“

Und dieses Gebäude sollte ursprünglich nur den stadteigenen Kunstwerken als Ausstellungsraum dienen. Seit den 50er Jahren wurden in Gelsenkirchen Bilder, Skulpturen und Installationen gesammelt. „Damals gab es zwar noch kein Museum, aber die Stadt hat einen „Museumsleiter“ damit beauftragt, eine Sammlung anzulegen.“ Auch 60 Jahre später sind die Schwerpunkte die selben geblieben: Kunst aus dem 20. Jahrhundert bis hin zur zeitgenössischen Moderne. „Viele Leute fragen, ob wir nichts zum Beispiel aus dem Gelsenkirchener Barock haben. Aber das ist nicht unser Thema.“

Über die Jahre haben die Verantwortlichen des Museums über 3500 Werke angehäuft, größtenteils Grafisches, also Skizzen und Zeichnungen auf Papier, die in klimatisierten Schubladen lagern, aber eben auch Gemälde und Skulpturen.

„Und damit sind wir schon wieder beim Platzproblem. Da wir wenig Lagerraum haben, müssen wir einen Großteil ausstellen. In den meisten Museen wird vielleicht ein Fünftel bis ein Drittel ausgestellt, der Rest gelagert. Bei uns ist das umgekehrt.“

Gut für die Museumsbesucher, denn im Fundus der Stadt finden sich etliche seltene und damit auch wertvolle Stücke namhafter Künstler. „Schon in den Anfängen wurden tolle Impressionisten und Expressionisten erworben, deren heutiger Wert damals noch gar nicht absehbar war.“ Das sorgt bei manchem Besucher durchaus für überraschte Blicke. „Wir bekommen häufig Sätze zu hören, wie: Ach, sie haben auch etwas von Picasso? Das hätte ich nicht gedacht.“

Deshalb gibt es auch immer wieder Anfragen von Ausstellern, Stücke aus Buer zu leihen. „Das muss dann natürlich genau geprüft werden: Ist das Werk überhaupt transportfähig? Wie sind die Bedingungen beim Leihnehmer?“

Des einen Freud, des anderen Leid: Ist ein Gemälde mal verliehen, gibt es gelegentlich schon mal lange Gesichter bei den Besuchern. „Um Erich Heckels „Szenen eines Lebens“ zu sehen, kommen die Leute von überall her und sind natürlich enttäuscht, wenn das Werk dann mal verliehen ist“, so die Museumsdirektorin. „Andererseits wollen wir natürlich auch, dass möglichst viele Interessierte eine Chance bekommen, ein solches Bild zu sehen.“

Ausstellungen werden neu konzipiert

Nicht nur wegen der regelmäßigen Leihgaben, auch um für den „Stammkunden“ das Museum interessant zu halten, werden Ausstellungen immer wieder neu konzipiert. „Wir versuchen, Themen zu finden, unter denen sich alte Stücke mit neuen Werken kombinieren lassen.“

Eine der jüngsten Errungenschaften des Museums sind „Die Kühe“ von Andy Warhol. „Das war eine Restaurierungsarbeit. Die Bilder lagen lange zerknittert irgendwo herum und mussten erst einmal wieder hergerichtet werden.“

Aktuell ist die Ausstellung „Entzückend, wild, ungestüm“ mit Werken unter anderem von Henry Moore und Picasso zu sehen.