Das Gertrudis-Hospital in Westerholt und die AOK unterzeichneten einen Vertrag für ein Modellprojekt: Das Hospital macht nun in Zusammenarbeit mit der Krankenkasse Angebote für Angehörige von Pflegebedürftigen.
Dieser Aufgabe fühlen sich viele Angehörige nicht gewachsen: ein, meist älteres Familienmitglied, nach dessen Krankenhaus-Aufenthalt zu Hause zu betreuen, das infolge eines Knochenbruchs, eines Herzinfarktes, eines Schlaganfalls plötzlich dauerhaft auf Hilfe angewiesen ist. Das Gertrudis-Hospital in Westerholt indes will dies nun ändern – mit Hilfe des Modellprojekts „Familiale Pflege“.
„Familiale Pflege“, hinter diesem Begriff verbirgt sich ein aus drei Bausteinen bestehendes Konzept: vom Pflegetraining über den Pflegekursus bis hin zum Pflege-Café.
Beim Pflegetraining (Termine nach Vereinbarung) erlernen Angehörige noch während des Krankenhaus-Aufenthaltes des Patienten Nützliches für den Alltag: Wie können sie den Pflegebedürftigen am besten waschen, wie ihn überhaupt umbetten? Es gehe, betont Regina Kaiser, Krankenschwester und federführende Kraft bei der Projektumsetzung, in diesen Schulungen allerdings „nicht darum, Angehörige zu Pflegeprofis zu machen. Unser Ziel ist es vielmehr, Pflege machbar zu machen“.
Dass eine Plastikfolie auf dem Laken die Verlagerung eines Patienten von einer zur anderen Seite erleichtert, ist hierbei nur einer von vielen Tricks und Tipps, die Altenpflegerin Jutta Bühner und ihre Kolleginnen für pflegende Angehörige parat haben.
Vertiefen können letztere die ersten erlernten Handgriffe dann in einem der regelmäßig stattfindenden Pflegekursus (jeden 2., 3., 4. Dienstag im Monat, 14.30 bis 18.30 Uhr, in der Krankenpflegeschule des Gertrudis-Hospitals, Kuhstraße 23 in Westerholt). Neben pflegerischen Handgriffen und dem Umgang mit Pflege-Hilfsmitteln erfahren die Kursteilnehmer auch, wann Patienten Geld von der Pflegekasse erhalten und wo Angehörige Unterstützung bei der Pflege bekommen können.
Den dritten Baustein schließlich bildet das Pflege-Café, in dem pflegende Angehörige zum regelmäßigen Erfahrungsaustausch treffen (an jedem 1. Dienstag im Monat, 15 bis 17 Uhr, Martinus-Treff, Bahnhofstraße 91 in Westerholt). So, wie von ihnen selbst gewünscht . . .
Ein Jahr lang nämlich wurde das von der Uni Bielefeld entwickelte Modellprojekt am Gertrudis-Hospital getestet und anhand der Erfahrungen aus der Praxis in Teilen weiterentwickelt. Nun unterzeichneten Vertreter des Krankenhauses und der AOK-Regionaldirektion, die das Projekt finanziell komplett trägt, einen entsprechenden Kooperationsvertrag. Vorerst bis zum Jahresende (Verlängerung möglich) soll „Familiale Pflege“ nun in Westerholt für Interessenten kostenlos nutzbar sein – nicht nur für AOK-Mitglieder oder Angehörige von Patienten des Krankenhauses. Denn, so formuliert AOK-Sprecher Wilhelm Schmitz: „Familien tragen nach wie vor die Hauptlast in der pflegerischen Versorgung Angehöriger. Gerade sie wollen wir da mit ihren Sorgen und Nöten nicht allein lassen.“ Sondern dazu beitragen, dass Pflege zu Hause gelingt.
Weitere Infos: Telefon 0209 61 91-0 (Regina Kaiser), per E-Mail: r.kaiser@kkm.de