Vor zehn Jahren wurde die Zeche Ewald-Hugo geschlossen: Am 28. April 2000 war die letzte Förderschicht am Brößweg eingefahren. Eine Erinnerung.
In diesen Tagen vor zehn Jahren endete die Ära des ersten und ältesten buerschen Bergwerks: Am 28. April 2000 war Schicht am Schacht der Zeche Hugo. 127 Jahre Bergbau- und Zechengeschichte endeten nach turbulenten letzten Jahren. Mit einer Feierstunde im Bergwerk am Brößweg, einem Trauerzug durch Buer und einem Gottesdienst in der Apostelkirche im Beisein des damaligen Ministerpräsidenten Clement ging die Bergbauepoche in Buer zu Ende.
1873 hatte alles mit Hugo Honigmann und seiner Suche nach dem Schwarzen Gold begonnen. 1877 erblickte die erste Kohle buersches Licht - auf Hugo 1 an der Horster Straße. 1882 begannen die Abteufarbeiten für Hugo 2, seit 1887 wurde am Brößweg Kohle gefördert. Acht weitere Schächte folgten. Mit „Hugo“ nahm die urbane Entwicklung Buers ihren Lauf.
Das Ende im April 2000 kam nicht ganz unüberraschend, aber letztlich doch früher als gedacht. Denn anders als zunächst vereinbart - Mitte 2002 - schloss Hugo nach neuerlichem „Anpassungsdruck“ zwei Jahre früher.
Lange hatten die Hugo-Kumpel um ihren Pütt ge-kämpft, am Ende mussten sie die Zeche aufgeben. 1997, beim letzten Aufbäumen des Bergbaus, hatten nochmal tausende Menschen die Forderung der Hugoraner nach Erhalt des Pütts unterstützt. Vielen ist noch der große Protest vom Frühjahr 1997 vor der Kohle-Runde in Bonn - mit der 33-tägigen „Besetzung“ der Kirche der Solidarität (der Apostelkirche) in Erinnerung. Höhepunkt war am 12. März, am Tag vor dem Kohle-Kompromiss die Kundgebung vor der Apostelkirche mit mehr als 4000 Menschen.
Der Kohle-Kompromiss brachte den Hugoranern den ungeliebten Verbund mit Ewald in Herten. Es war der dritte Verbund, den Hugo erlebte: 1970 mit Moltke, 1993 mit Consol. 3800 Hugo-Kumpel gab es zum Zeitpunkt des Zusammengehens mit Ewald. Der Verbund hatte zu Beginn 7553 Beschäftigte. Rein technisch erfolgte der untertägige Durschschlag im Dezember 1997. Sofort wurde die Kohleförderung auf Ewald konzentriert. „Von da an waren wir eine Zeche im Abgesang“, erinnert sich der langjährige Hugo-Betriebsrat und letzte BR-Vorsitzende von Ewald-Hugo, Klaus Herzmanatus.
Im November 1998 kam dann die Entscheidung über das frühere Aus von Ewald-Hugo. Im Frühjahr 1999 wurde bereits Hugo 2 verfüllt, der Brößweg diente nur noch als Seilfahrtstandort. „Trotz der düsteren Aussichten arbeitete die Belegschaft wie verrückt“, erinnert sich Herzmanatus. Vorwiegend wurde im Hugo-Grubenfeld abgebaut. Bis April 2000 gab es immer wieder noch Tageshöchstfördermengen. „Ewald-Hugo legte eine Stilllegung mit Vollbremsung hin“, so Herzmanatus.
Kontinuierlich war die Belegschaft schon seit dem Start von Ewald-Hugo runtergefahren worden. Am Ende waren es noch 3000 Beschäftigte, davon 2000 auf Hugo. Etwa 1500 wechselten auf andere Bergwerke, 800 in die Wirtschaft, der Rest ging in Anpassung, vorgezogenen Ruhestand oder Dauerkurzarbeit. 3000 schwarze Luftballons, die über Buer und Herten aufstiegen, erinnerten am Tag des Abschieds an die verloren gegangenen Arbeitsplätze.
Noch ein Jahr wurde am Brößweg aufgeräumt, danach abgerissen - offiziell: rückgebaut. Seit 2005 ist das Gelände frei. Nur Schacht 2 mit Schachthalle und Fördermaschinenhaus konnten Dank des 2003 gegründeten Trägervereins erhalten werden.
Mittwoch Erinnerung am Schacht
Zur Erinnerung an die Schließung von Zeche Hugo vor zehn Jahren findet am Mittwoch, 28. April, um 19 Uhr in der Fördermaschinenhalle von Schacht 2 ein Gottesdienst mit Industrie- und Sozialpfarrer Dieter Heisig statt. Danach wird der Film „Die letzte Schicht“ gezeigt, eine Dokumentation von Lukas Maria Böhmer, der seinerzeit die letzten zwei Jahre von Hugo begleitete. Danach gibt es ein gemütliches Beisammensein.