Das Warenhaus Hertie schließt in wenigen Tagen für immer seine Pforten. Damit endet eine bald 100-jährige Tradition. Theodor Althoff begann sie 1912 und schärfte mit seinem damals gestarteten Warenhaus Buers Profil als Einkaufsstadt.

Die Regale leeren sich jetzt zunehmend, der Ausverkauf wird mehr und mehr sichtbar: Hertie ist fast am Ende. Noch wenige Tage, dann ist Schluss. Damit endet eine bald 100-jährige Kaufhaustradition in Buer, die 1912 von Theodor Althoff begründet wurde.

Noch aber sind die Kaufhaustüren einige Tage offen. Carola Theiss, die Hertie-Geschäftsführerin in Buer, schätzt, dass zwischen dem 10. und 15. August für immer dicht gemacht wird. Kurz vorher soll der genaue Termin per Aushang bekannt gegeben werden. „Wir wollen bis dahin noch möglichst alles verkaufen”, so Theiss. Normale Ware komme jetzt nicht mehr nach, nur noch einige Sonderposten. Die oberste Etage ist inzwischen schon ausverkauft.

Aber auch in den anderen Abteilungen werden die Lücken im Sortiment immer größer. Dicke Rabatte sorgen für einen Ansturm von Kunden, fast wirkt es wie im Schnäppchen-Markt. An den Kassen herrscht großes Gedränge. „Wir kommen kaum noch zu etwas anderem als zum Kassieren”, stellt die Geschäftsführerin wehmütig fest. Hätte es das früher mal gegeben...

Theiss lobt die knapp 50-köpfige Verkaufstruppe: „Die sind alle noch da und motiviert.” Es sei schwer, den Ausverkauf durchzustehen, manche Träne sei bereits geflossen, gibt die Geschäftsführerin zu. Gestern und vorgestern kamen die Kündigungen. „Es war zuletzt immer heftig, nun aber das Ende schwarz auf weiß zu sehen, ist noch schlimmer.”

Betriebsratschef Siegfried Schmidt sagt, dass ungefähr ein, zwei Wochen nach Schließung die offizielle Freistellung der Belegschaft erfolgen werde, egal, wie lang die individuelle Kündigungsfrist ist. Vom Tag nach der Freistellung an gebe es kein Gehalt mehr. Während sich die Mitarbeiter arbeitslos melden müssen, werden 6500 qm Verkaufsfläche leer stehen. Irgendwann Ende August, schätzt die Geschäftsführerin, wird sie den Schlüssel für das buersche Warenhaus offiziell abgeben.

Mit dem Aus von Hertie endet eine knapp 97-jährige Kaufhausgeschichte am Ort. Erstmals öffneten die Türen am 13. Dezember 1912. Theodor Althoff hatte im aufstrebenden Buer sein zweites Kaufhaus errichtet. Das erste war kurz zuvor in Essen gestartet.

Die Bauarbeiten zu dem für die damalige Zeit in Buer beeindruckenden Bau begannen schon 1910, zur gleichen Zeit, als der Bau des Rathauses begann. Althoffs Warenhaus veränderte das Gesicht der Hochstraße nachhaltig. Es bot auf damals imposanten 3000 qm auf vier Etagen seine Angebote feil. Die Warenpräsentation würde heute anmutig wirken, damals war's stilvoll: Vitrinen und Verkaufstische, geschickt aufgetürmte Waren zierten die Räume. Althoff traf aber den Zeitgeist: Schon rund 15 Jahre später war das Haus zu klein, es wurde ein winkelförmiger Anbau errichtet entlang der Luciagasse. Die Verkaufsfläche wurde mehr als verdoppelt auf 6500 qm. Zwei Lichthöfe zierten das Innere des Kaufhauses, die erst bei einem Umbau 1969 verschwanden. An die Stelle einer der Lichthöfe traten die Rolltreppen.

Bereits 1920 erfolgte die Fusion der Althoff-Häuser mit der Rudolf Karstadt AG. Bis 1963 firmierte das Haus in Buer noch unter Althoff. In den besten Zeiten waren im buerschen Warenhaus 500 Mitarbeiter beschäftigt. Noch Ende der 60er gab's in Buer über 300 Karstadt-Beschäftigte.

1989 erfolgte noch ein Umbau, auch die Schaufenster verschwanden. Mehrmals hatte die Fassade ihr Aussehen gewechselt. 500 qm Verkaufsfläche wurden abgetrennt. In den 90ern verschwanden Lebensmittelabteilung und Cafeteria, einst ein schmuckes Café. Die Abkoppelung von Karstadt im Zitter-Jahr 2004 war der Anfang vom Ende: Zunächst hieß es „Karstadt kompakt”. 2007 erfolgte mit großer Eröffnung die Umfirmierung zu Hertie. Doch schon ein halbes Jahr später gab es wieder Kosteneinsparungen, und im Sommer 2008 begann das letzte Zittern, nun kommt das Aus.

Der Abschied erfolgt ganz still und leise

Die Hertie-Schließung in wenigen Tagen wird still und leise über die Bühne gehen. Es werde weder eine Abschiedsparty (Betriebsratschef Siegfried Schmidt: „Dafür gibt es nun wahrlich keinen Grund!”) noch Proteste geben. Auch einen Trauerflor werde sich niemand anstecken, so der Betriebsrat. Dass dennoch die eine oder andere Träne fließen wird, scheint dagegen mehr als sicher.