Carola Theiß, die ehemalige Geschäftsführerin des Hertie-Hauses in Buer, hat sich an der Domplatte selbstständig gemacht. Sie stellte sich in den vergangenen zwölf Monaten einigen Herausforderungen.

Carola Theiß war schon immer eine Kämpferin, das Wort „aufgeben“ gibt’s für sie nicht. Mit Herausforderungen musste die ehemalige Geschäftsführerin der buerschen Hertie-Filiale nicht erst im letzten Jahr fertig werden, in dem Jahr allerdings in besonderer Weise. Die Kauffrau, die vergangenes Frühjahr mit dem Tod ihres Mannes zunächst einen persönlichen Schicksalsschlag zu verkraften hatte, musste im letzten Sommer das buersche Traditionskaufhaus abwickeln und so ihren eigenen Arbeitsplatz abschaffen, Erst zwei Jahre zuvor hatte sie die Filiale mit viel Zuversicht übernommen und sie mit dem altbewährten Team und mit Engagement zum Nachbarschaftskaufhaus umbauen wollen. Wie es ausging, ist bekannt. Als Hertie-Buer dicht war, wechselte sie noch nach Dinslaken, wo sie lange die Hertie-Filiale geleitet hatte und begleitete dort ebenso den Aus- und Abverkauf.

Im Dezember stellte sich die 59-Jährige schließlich einer weiteren Herausforderung und machte sich mit einem Fachgeschäft für Lederwaren und Reisegepäck an der Domplatte selbstständig. „Ich hab’ mein Leben lang gearbeitet und konnte einfach nicht zu Hause bleiben“, begründet sie den Neuanfang. Zuhause, das ist Hünxe - „ein Weg 40 Kilometer“, erzählt Theiß, die gelernte Drogistin, die eine echte Hertieanerin war, wie sie erzählt. „Seit 1971 war ich im Kaufhauskonzern beschäftigt, 1971 habe ich in Bremen angefangen.“ Etliche Stationen folgten, sie führte als Geschäftsleiterin mehrere Filialen. Und nun das eigene Geschäft in Buer. Warum Buer? „Weil ich mit der Mentalität der Bueraner gut zurecht komme, den Zuspruch der Kunden aus der Hertie-Zeit zu schätzen weiß und die Einkaufsstadt einfach gut finde.“

Außerdem hatte sie eine Marktlücke in Buer für Lederwaren ausgemacht, zumindest im mittleren Preissegment, das sie nun bedient. Und Lederwaren waren schon im Hertie-Haus ihr Steckenpferd. „Nicht zuletzt hatte ich das Gespür, dass das funktioniert.“ Unterstützt wird sie von ehemaligen Hertie-Kollegen, die als Aushilfen einspringen.

Ganz bewusst setzt Carola Theiß auf die Domplatte, wo sie 100 qm der ehemaligen Deutsche-Bank-Filiale (einst Feldmann) anmietete, übrigens mit Josef Schaefer (54), einem Hertie-Kollegen, der sich ebenso selbstständig machte und auf weiteren 100 qm einen Laden für Heimtextilien aufmachte, dort Frottierwaren, Bettwäsche und Oberbetten anbietet. Schäfer war im Zentraleinkauf von Hertie tätig gewesen und hat inzwischen ähnliche Geschäfte in Waltrop, Soest und Kamen eröffnet. Auch er setzt auf ehemalige Hertie-Kollegen, in Buer ist es Marion Hanft.

Noch muss Theiß wie Schaefer langen Atem beweisen und die Durststrecke bis zur Fertigstellung von Rewe-Supermarkt und neuer Domplatte überwinden. „Dann kommt auch die Laufkundschaft“, ist Theiß überzeugt, die von einer schwierigen Eröffnungsphase spricht, unterm Strich aber zufrieden ist. Aufgeben kommt für sie ohnehin nicht in Frage...

„Das tut echt weh." So kommentiert Carola Theiß den derzeitigen Anblick des ehemaligen buerschen Karstadt-/Hertie-Warenhauses an der Hochstraße. „Wenn man sieht, wie alles verkommt, blutet einem das Herz“, sagt die ehemalige Hertie-Geschäftsführerin, die nicht glaubt, dass schnell ein Nachmieter für die Immobilien gefunden wird. „Das wird ganz, ganz schwer.“