Der Umgang mit Tod und Trauer ist oftmals ein Tabu. Der Förderverein Trauerbegleitung bietet Hinterbliebenen seine Hilfe an.

Wie erklärt man Kindern, dass der liebe Gott den Papa bald zu sich holen wird? Und überhaupt: Wenn der das tut, warum sagt man dann noch, er sei lieb? Ein Problem, vor dem Großmutter Ilona Rüdger vor drei Jahren stand, als ihr Schwiegersohn im Sterben lag. „Für die Kinder war das kein lieber Gott mehr - und sie hatten Recht.”

Ilona Rüder recherchierte im Internet und fand hier die Trauerbegleitungsangebote der Gelsenkirchenerin Mechthild Schroeter-Rupieper. „Wir haben jemanden gesucht, der die Kinder auffangen kann. Und sie kam zu uns nach Hause und bereitete die Kinder schon vor dem Tod behutsam vor.”

Die Enkel von Ilona Rüdger besuchten eine Trauergruppe nur für Kinder und sprachen mit Ihresgleichen über Sorgen und Nöte. „Die Kinder sehen, die Mama ist auch traurig, und glauben, sie dürfen nichts sagen, was sie noch trauriger macht”, weiß die Horsterin. „Dann wird vieles nicht verarbeitet. Und das ist schlimm. So eine Kinderseele ist ja zerbrechlich.”

Umgehen mit dem, was man gar nicht glauben will, das ist für Hinterbliebene in jedem Alter schwierig. Auch Ilona Rüdger selbst besuchte eine Trauergruppe, um den frühen Tod des Schwiegersohns zu verarbeiten. „Die Trauer wird in den Gruppen zunächst kultiviert”, sagt sie offen. Dann aber helfe genau dies, den Schmerz zu verarbeiten, wieder lachen zu können. In der Trauergruppe knüpfte die Pensionärin neue Freundschaften, engagiert sich heute in dem „Förderverein Trauerbegleitung” in der Öffentlichkeitsarbeit. „Überall da, wo Trauerbegleitung notwendig, aber aus wirtschaftlichen Gründen für den einzelnen schwierig ist, tritt der Förderverein ein”, erklärt die erste Vorsitzende Ursula Wichmann.

Genau dabei will auch Ilona Rüdger helfen. Denn sie weiß, die Trauerarbeit ist vielfach ein Tabuthema. Oft trifft sie gerade bei älteren Menschen auf Unverständnis. „Viele sagen, unsere Männer sind im Krieg geblieben, da hatten wir so etwas auch nicht. Was früher geklappt hat, muss heute auch klappen”, schildert Ilona Rüdger die Vorbehalte. „Aber das ist nicht so. Ich sage immer, wenn alles so geblieben wäre, wie es früher war, würden wir weiter auf dem Waschbrett waschen und davon Ostheoporose haben.”