Die Kaufmannschaft an der Cranger Straße hat derzeit wenig Grund zum Klagen - gute Kundenfrequenz, stabile Umsätze. Auch ein Nachfolger für Dieler ist gefunden. Eine Analyse.
Wenig Grund zum Murren haben offenbar die Einzelhändler in Erle, auch wenn das Aus des großen Textilanbieters Dieler laut Werbegemeinschaftschef Norbert Lühr „ein Stich ins Herz” war. „Wir können im Moment nicht klagen, die Kundenfrequenz war zuletzt erfreulich hoch und auch die Umsätze haben im vergangenen Jahr, vielleicht mit einigen Ausnahmen, durchaus gestimmt”, analysierte Lühr im Gespräch mit der WAZ.
Dieler sei ein großer Verlust für Erle, so der Werbegemeinschaftsvorsitzende. Aber er freue sich, dass es nicht zu einem langen Leerstand an dem so wichtigen Standort mitten in Erle an der Ecke zur Darler Heide komme. Ein Nachmieter stehe bereits fest, was Klaus Dieler auf Nachfrage der WAZ bestätigte: Ein Textiler werde auf die knapp 350 qm des Erdgeschosses einziehen. Derzeit begännen die Umbauarbeiten für den Mieter, der das Ladenlokal am 1. März übernehmen werde - allerdings nicht die Obergeschosse. Dort sucht das Unternehmen Dieler noch nach einer Lösung, am besten nach einer Lösung in Richtung Büronutzung, so Klaus Dieler.
Für Norbert Lühr ist es wichtig, dass auch das Warenhaus Woolworth vorläufig bleibt. „Da bin ich ganz froh, das ist ganz wichtig für Erle.” Das Gleiche gilt für den Modeboutique Adessa, die ebenso der Cranger Straße weiter erhalten bleibt, so Lühr, der darauf verweist, dass es derzeit relativ wenige, verkraftbare Leerstände in Erle gibt.
18 zählte die WAZ Buer bei einem Rundgang über die Erler Einkaufsmeile, und zwar auf der langen Strecke zwischen Forsthaus und Emil-Zimmermann-Allee (ohne Anspruch auf Vollständigkeit). Wobei tendenziell in den Außenbereichen mehr leer stehende Geschäfte zu finden sind als im Zentrum von Erle. Vorwiegend - es gibt zwei, drei Ausnahmen - sind es auch eher kleinere Ladenlokale.
Lühr: „Erle ist immer noch ein interessanter Standort, mit einem guten Branchenmix und einem breiten Warenangebot.” Gerade mit dem Angebot für den kurzfristigen Bedarf sei Erle gut aufgestellt, möglicherweise auch eine Folge der vielen Wohngebiete in der Nähe der Cranger Straße, so der Werbegemeinschaftschef. Aber auch im langfristigen Bedarf gebe es genügend Anbieter. Erle ziehe durchaus auch Kunden aus anderen Ortsteilen an, so Lühr.
Möglicherweise spiele dabei auch eine Rolle, dass das Parken in Erle-Mitte am Rand der Cranger Straße nach wie vor kostenlos ist. Lühr weiß, dass das ein Vorteil ist, den die Erler Kaufleute hoffen, noch lange halten zu können. Alles in allem stehe der Einkaufsstandort Erle, im Vergleich zu anderen Vor-Ort-Zentren, „sehr, sehr gut da”.
Weitere positive Effekte erwartet die Erler Kaufmannschaft vom lange ersehnten Umbau des Marktes. Das werde für Erle optisch ein Plus sein, aber auch, was das Image anbelangt. „Das gibt dem Stadtteil Flair, beflügelt hoffentlich den Marktbetrieb, was gute Auswirkungen auf die Cranger Straße haben könnte.” Insgesamt, so Norbert Lühr, gibt es unter den Erler Kaufleuten beim Blick nach vorn „leichten Optimismus”.
Hintergrund: Werbegemeinschaft Erle
Die Werbegemeinschaft Erle ist inzwischen 40 Jahre alt und zählt derzeit 55 Mitglieder. Sie wird seit 2002 von Norbert Lühr geführt, Geschäftsführer des Schuhhauses Bednarz an der Cranger Straße. Insgesamt gibt es rd. 150 Geschäfte an der Erler Einkaufsmeile. Vorgänger von Lühr waren Ulrich Uder, Klaus Momberger (beide kurzzeitig) und Gunter Röse über längere Zeit in der 90ern. Wünsche der Werbegemeinschaft, so Lühr, sind ein weiteres Zurückfahren der Leerstände, neben der Marktplatzsanierung der Umbau des Bunkers und „mehr Schwung” im Marktbetrieb.