Ende April geht für Sebastian Voß der Zivildienst zu Ende. „Eine abwechslungsreiche Zeit”, fasst der 20-Jährige seinen bisherigen Einsatz für die Johanniter-Unfall-Hilfe zusammen. Neun Monate, die sich lohnen.

Das steht für ihn jetzt schon fest. Nachfolgende Jugendliche werden für den Dienst an der Allgemeinheit ab 2011 nur noch für sechs Monate herangezogen. So steht es in der Koalitionsvereinbarung, die die Regierungsparteien im Herbst gefasst haben. Eine Entwicklung, die von den Hilfsorganisationen äußerst kritisch gesehen wird.

„Mit einem sechsmonatigen Zivildienst könnten wir unseren Hausnotruf in der bisherigen Form nicht aufrecht erhalten”, ist Serviceleiter Hermann Große Lackmann überzeugt. Einführungsveranstaltungen, Ausbildung und Urlaub von den sechs Monaten abgezogen, verbliebe für den eigentlichen Einsatz viel zu wenig Zeit übrig. „Auch für die Zivildienstleistenden ist ein verkürzter Dienst nicht unbedingt attraktiver”, so Große Lackmann. Der Großteil der jungen Männer beginne im Sommer mit dem Zivildienst, so dass für die nächste Runde ab dem Jahreswechsel nicht mehr ausreichend Bewerber zur Verfügung stünden.

Für Dienstleistungen wie dem Menübringdienst sei ein zügigerer Wechsel vielleicht noch zu verkraften, argumentiert Große Lackmann. Das gelte aber nicht für den Hausnotruf, wo es auf persönliche Beziehungen und Vertrauen ankomme. Über den Hausnotruf können ältere, kranke oder behinderte Menschen eine Verbindung zu einer Einsatzzentrale herstellen. Auf diese Weise rücken die Zivildienstleistenden aus, um vor Ort nach dem Rechten zu sehen, Hilfe zu leisten oder Rettungsmaßnahmen einzuleiten. Elf Zivis, darunter drei junge Männer, die ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) ableisten, sind bei den Johannitern am Nordring zurzeit im Einsatz.

Wenn sich ihre Personalstärke reduziere, steht der Verein vor der Frage: Den Hausnotruf aufgeben oder ihn mit Hauptamtlichen fortführen? Agnes Krause, bei den Johannitern zuständig für Marketing und Öffentlichkeitsarbeit: „Auf den Dienst zu verzichten, würde bedeuten, dass wir als gemeinnützige Organisation unseren Auftrag nicht erfüllen können. Für das Freiwillige Soziale Jahr stehen nicht genügend Bewerber zur Verfügung, der Einsatz hauptamtlicher Kräfte würde sich auf die Kosten auswirken, die wir an unsere Kunden weitergeben müssten.”

In diesem Dilemma stecken auch andere Einrichtungen, die Zivildienstleistende beschäftigen. Agnes Krause: „Es ist schade, dass wir als Verbände an diesen Veränderungen nicht beteiligt sind.”