Gelsenkirchen-Buer. „1000 Feuer“ heißt die neue Spirituose aus Gelsenkirchen, die Sebastian Banhold vom Getränkemarkt Possemeyer in Buer entwickelt hat.
Wer seine Nase ins schlanke Schwenkglas hält, der wird dort zunächst von einer eher fruchtigen Note empfangen. Das erste Schlückchen zeigt dann aber, dass diese 47-Prozent-Spirituose auch über ordentlich „Wumms“ verfügt. Geschmacklich entwickelt hat sie Sebastian Banhold. Und weil der 38-jährige Mitarbeiter im Getränkemarkt Possemeyer jedem Genießer gleich klar machen wollte, dass dieses neue Getränk aus Gelsenkirchen und dem Ruhrgebiet stammt, hat er seiner Mischung aus Gin und Roggenkorn auch gleich den passenden Namen verpasst: Ein Prosit auf „1000 Feuer“.
Seit 2014 ist der in Witten lebende Banhold in dem über 1000 Quadratmeter großen Getränkemarkt am Nordring der für Wein und Spirituosen zuständige Bereichsleiter. Als solcher wagte er vor drei Jahren erstmals den Schritt zur Herstellung eigener Produkte – damals aber im Weinsektor. „Wir arbeiten mit einem Winzer aus der Pfalz zusammen. Er baut den Wein dort genau nach unseren Vorgaben an“, erläutert Banhold. Zunächst schien diese Idee ein Flop zu werden, denn die Nachfrage war kurz nach dem Start eher mau. Doch mit der Zeit fanden die fünf verschiedenen Weinsorten einen immer größeren Freundeskreis. Mittlerweile verkauft der Händler davon rund 30.000 Flaschen pro Jahr, gut die Hälfte davon in raren Ein-Liter-Flaschen.
Tradition, Natur und ein bisschen Dreck verkörpern das neue Getränk
Beflügelt durch diesen Erfolg kam dann schnell die Idee, auch ein eigenes Getränk im Spirituosenbereich zu kreieren. „Ich wollte aber etwas, dass typisch für unsere Region ist“, erinnert sich der Fachmann. Zunächst dachte er an einen Gin. Doch mit „Bootsmann“ gibt es schon eine Marke aus Gelsenkirchen. Auf der Suche nach einer Alternative grübelte Banhold dann zunächst, wofür das Ruhrgebiet in den Köpfen vieler Menschen steht. Und seine Antwort lautete: viel Natur, noch mehr Tradition, aber auch Dreck und Schmutz.
Entsprechende Komponenten sollten aus seinem neuen Getränk herauszuschmecken sein. Und so entschied er sich als erste Zutat für einen Kornbrand. „Ein Pils, ein Korn – das steht im Pott für Tradition“, weiß Banhold. Diesen Roggenkorn mixte er in Zusammenarbeit mit der Destillerie Ehringhausen in Werne mit Gin. Dessen eine Hälfte war zuvor in Jamaikafässern gereift, die dem Ganzen besagte fruchtige Note verleihen sollten. Die andere Hälfte lagerte in jenen Fässern, die sonst zur Herstellung des sehr torfigen Single-Malt-Whiskys „Laphroaig“ aus Schottland dienen. „Dieses Torfige soll für die schmutzige Seite unserer Heimat stehen“, erklärt Banhold. Abgerundet wurde das noch mit einem Hauch Gin aus einem Bourbonfass. Fertig war „1000 Feuer“.
120 verschiedene Rezepturen für „1000 Feuer“ getestet
Doch was so einfach klingt, bedurfte zahlreicher Geduldsproben und Geschmacksexperimente. „Ich habe mit der Destillerie über 120 verschiedene Rezepturen ausprobiert, bis wir endlich die Ideallösung gefunden hatten“, erzählt Banhold. Die Erstabfüllung mit rund 2000 Flaschen liegt seit dieser Woche in dem Buerschen Getränkemarkt. In den insgesamt 17 Fässern schlummert sogar so viel Süffiges, um damit insgesamt 20.000 Flaschen abzufüllen.
Doch nicht nur der Drink, auch das Flaschendesign weiß zu überzeugen: Es kommt nämlich mit viel Lokalkolorit daher. In goldener Schrift auf nachtblauem Etikett ist nicht nur der Markenname aufgedruckt. Darunter ist in ebensovielen Lichtpunkten auch noch das Ruhrgebiet abgebildet. Und zwar so, wie es bei Nacht aus dem Weltraum betrachtet aussieht: als leuchtender Ballungsraum, bestehend aus noch viel mehr als „1000 Feuern“.
Weitere Infos und Fakten zur neuen Spirituose aus Gelsenkirchen
Gelsenkirchen trug früher den Beinamen „Stadt der 1000 Feuer“. Dies inspirierte Banhold bei der Taufe seines neuen Getränks. Er hat sich diesen Namen rechtlich schützen lassen. Die Spirituose gibt’s derzeit exklusiv in Buer, ab kommenden Jahre soll sie im gesamten Ruhrgebiet verkauft werden.
„Als die erste fertige Flasche nach so viel Vorarbeit endlich vor mir stand, war das ein absolutes Glücksgefühl. Ich hatte eine Gänsehaut“, erzählt Banhold. „Dieser Moment war fast so schön wie die Geburt meiner beiden Kinder.“
Der Getränkemarkt gehört Gregor Possemeyer. Der hatte 1980 in Bottrop einen Kiosk eröffnet und wollte mit den Einnahmen sein Bergbaustudium finanzieren. Es war der Ursprung für seine Getränkemarkt-Kette, die heute vier Filialen umfasst.