Gelsenkirchen-Horst. Betreiber Heinrich Queckenberg hat Vertrag mit der Deutschen Post gekündigt. Das Frequenz-Plus in seiner Gelsenkirchener Apotheke blieb aus.

Stehen die Horster bald ohne Post mit Rund-um-Service da? Diese Befürchtung treibt Bezirksbürgermeister Joachim Gill und Werbegemeinschaft-Vorsitzenden Bernd Strickling um, seitdem sie von dem geplanten Aus der Filiale Am Markt/Hippolytusstraße 11 zum Februar 2020 erfahren haben. Denn Apotheker Heinrich Queckenberg als Betreiber hat den Vertrag mit der Deutschen Post nach acht Jahren gekündigt – „aus wirtschaftlichen Gründen“, wie er sagt.

„Die Fortführung dieser Post-Filiale rechnet sich nicht“, begründet Queckenberg auf Anfrage dieser Zeitung die Aufgabe des Standorts. Da er diesen aus räumlichen Gründen weder in das benachbarte Sanitätshaus noch in seine Apotheke integrieren konnte und daher eigenständig betreibt, kann er Umsatz und Gewinn ohne Einfluss eines anderen Frequenzbringers genau analysieren. So musste er feststellen: „Die Hoffnung, dass Post-Kunden auch in der Apotheke einkaufen, hat sich nicht erfüllt. Das Ganze ist ein Zuschussgeschäft.“

„Post hat Grundvergütung seit 2011 nicht einmal erhöht“

Für den Gelsenkirchener Apotheker Heinrich Queckenberg war der Betrieb der Post-Filiale nach eigenen Angaben „ein Zuschussgeschäft“.
Für den Gelsenkirchener Apotheker Heinrich Queckenberg war der Betrieb der Post-Filiale nach eigenen Angaben „ein Zuschussgeschäft“. © WAZ | Martin Möller

Die Personalkosten für die speziell geschulten zwei Festangestellten und zwei Aushilfen seien im Vergleich zur Grundvergütung der Post, „die diese seit 2011 auch noch nicht einmal erhöht hat“, zu hoch. Queckenberg habe mehrfach das Gespräch mit der Post gesucht, diese sei aber nicht bereit gewesen, sein besonderes Engagement für aufwendigere Serviceleistungen zu würdigen beziehungsweise den Anstieg der Personalkosten durch eine höhere Grundvergütung auszugleichen. „Es hieß lediglich, ich solle mit weniger Leuten arbeiten, um Kosten zu sparen. Das ist aber nicht möglich, weil immer zwei Mitarbeiter vor Ort sein müssen, um die Arbeiten zu erledigen.“

Die Filiale Am Markt/Hippolytusstraße ist zwar nicht die einzige in Horst – bietet aber besondere Leistungen wie Postlagerung sowie das Postident-Verfahren an, bei dem ein vorgelegtes Ausweisdokument überprüft wird, etwa für die Eröffnung eines Online-Kontos oder für die Freischaltung einer Handy-Prepaid-Karte. „Mit unserem Leistungs-Mix sind wir im Umkreis einzigartig“, so Queckenberg.

Postfach-Nutzer müssen künftig etwa nach Buer fahren

Der Identifizierungs-Service etwa findet sich laut Post-Website in der Post-Agentur Dampflok an der Horster Straße 313 in Beckhausen. Postfach-Nutzung ist erst wieder in Buer möglich – derzeit noch an der Königswiese, ab März 2020 an der Hochstraße 15. Paket-Aufgabe und -abholung oder Briefmarken-Verkauf bietet dagegen jeder DHL-Paketshop an, von denen es gleich mehrere in Lokalen mit anderer Geschäftsausrichtung in Horst gibt – ob nun an der Essener Straße 47, An der Friedweide 39a oder an der Fischerstraße 120.

„Für Horst ist diese Entwicklung schlimm. Es kann doch nicht sein, dass die Bürger für bestimmte Services nach Beckhausen oder Gladbeck-Brauck fahren müssen“, fürchtet Bezirksbürgermeister Gill eine sinkende Lebensqualität vor Ort. Auch Kaufmann Strickling sieht die Schließung der Post an so zentraler Stelle Am Markt als problematisch an, „besonders für ältere Leute, die nicht so mobil sind“, attestiert er „einen Schritt in die falsche Richtung“.

Post: Gesetzliche Vorgaben für Erreichbarkeit werden eingehalten

Die Post selbst verweist darauf, dass sie die gesetzlichen Vorgabe auch weiterhin einhalte, dass im Umkreis von 2000 Metern für jeden Bürger eine Post erreichbar bleiben müsse. „Wir bemühen uns derzeit intensiv um eine Nachfolgeregelung in diesem Bereich“, teilte Post-Sprecherin Britta Töllner auf Anfrage mit.

Das Unternehmen sei „bereits in guten Gesprächen mit einem möglichen neuen Partner und daher sehr zuversichtlich, dort weiterhin ein Angebot vorhalten zu können.“ Konkreter wollte sie mit Verweis auf den Verhandlungsstand nicht werden. Unklar ist auch, ob an dem neuen Standort auch Services wie Postfächer und Postident-Verfahren angeboten werden. „Das wird Bestandteil der Absprachen mit dem neuen Partner sein“, so Töllner.