Polsum. Seit 43 Jahren schlüpft der gebürtige Gelsenkirchener Arno Niehöfer in eine besondere Rolle: Als Nikolaus macht er Kinder glücklich.

Fast könnte man sagen, der Nikolaus ist sein Alter Ego. 1976 schlüpft Arno Niehöfer erstmals in den roten Mantel. Unzählige Einsätze hat er seither absolviert, Kinderaugen regelmäßig zum Leuchten gebracht – seit vier Jahren auch die der kleinen Besucher auf dem Polsumer Weihnachtsmarkt. Und das ist kurios: Der Polsumer nämlich ist der Nikolaus in Marl schlechthin. Den Markt aber besuchen über Jahrzehnte seine „Berufskollegen“.

Fabelhaftes Geschenk: ein Bischofskostüm aus Worms

„Damals, als meine Tochter zwei Jahre alt war, haben wir in der Siedlung aus Jux gesagt, wir feiern Nikolaus“, erinnert sich der gebürtige Bueraner. Die rote Kluft ist er als Berufsfeuerwehrmann da schon gewohnt. Die Suche nach dem geeigneten Kostüm ist dennoch nicht ganz einfach. Bis sich Arno Niehöfer an die eigene Jugend erinnert: „Mein Vater war beim Bauamt der Stadt Gelsenkirchen. Und die feierten damals groß Nikolaus im Domcafé.“ Der gute Mann in Rot hatte einst ein fabelhaftes Kostüm an. „Der ältere Herr hat meinem Vater dann die komplette Ausrüstung vermacht.“ Mitsamt der Kluft für einen guten Knecht Ruprecht. „Das Nikolauskostüm war ein richtiges Bischofskostüm aus Worms.“ https://www.waz.de/wirtschaft/deutsche-verschenken-immer-weniger-an-nikolaus-id227814989.html

Die ersten Einsätze sprechen sich schnell herum – besonders durch die vielen Kontakte in der Feuerwehr geht die Nachricht vom neuen, stattlichen Nikolaus rum wie das sprichwörtliche Lauffeuer. „Ich habe dann bei allen Marler Löschzügen den Nikolaus gemacht.“ Dazu in Kindergärten und auch in Privathaushalten. Immer übrigens ist Arno Niehöfer ehrenamtlich im Einsatz für ein Kinderlächeln.

Der gebürtige Gelsenkirchener Arno Niehöfer hier in voller „Amtstracht“ als Nikolaus.
Der gebürtige Gelsenkirchener Arno Niehöfer hier in voller „Amtstracht“ als Nikolaus. © Klaus Heydasch

Hier gibt es mehr Artikel und Bilder aus Gelsenkirchen-Buer

Oma macht sich mit einem Sack voller Stutenkerle aus dem Staub

Vor vier Jahren dann suchen die Initiatoren des Polsumer Weihnachtsmarktes einen neuen Nikolaus. Durch Zufall kommt man ins Gespräch. Arno Niehöfer wird verpflichtet. Allerdings schon ohne Knecht Ruprecht. Den habe man in den vergangenen Jahren überall nicht mehr haben wollen. Der mache den Kindern Angst, berichtet der 72-Jährige. Dann lacht er. Weil ihm das allein auch schon geschehen sei. „Ich erinnere mich gut, da waren wir in einem Privathaus. Unten habe ich mich umgezogen.“ Oben spielten die Kinder mit Holzschwertern. Ausgelassene Jungs mit gesundem Selbstbewusstsein. „Da hörte ich einen sagen, der Nikolaus, dem zeigen wir es. Als ich dann oben war, hat man die nur noch unter dem Tisch gesehen.“

Ortskern verwandelt sich in ein Weihnachtsdorf

Der Polsumer Weihnachtsmarkt findet traditionell am dritten Advent statt, also Sonntag, 15. Dezember. Ab 11 Uhr wird der Ortskern zum Weihnachtsdorf, in dem bis 22 Uhr gefeiert werden darf.

Das Besondere an dem Markt, ehrenamtlich organisiert von der Interessengemeinschaft Polsumer Vereine, ist die Mischung zwischen üblichem

Die wohl kurioseste Geschichte ereignet sich aber auf dem Polsumer Weihnachtsmarkt, als der Nikolaus auf den Platz fährt, umgeben von mehreren großen Säcken. Sie bieten stets Platz für die eintausend Stutenkerle, die er an die Kleinen verschenkt. „Da stand eine Oma mit ihrer Gehhilfe. Plötzlich schnappt die sich einen Sack und haut ab. Und auf einmal konnte die laufen“, erinnert sich Arno Niehöfer schmunzelnd. https://www.waz.de/staedte/gelsenkirchen-buer/nikolaus-charity-day-id227746937.html

Nikolaus-Tradition droht, in Vergessenheit zu geraten

Stressig, erzählt er, sei diese Zeit im Jahr nicht mehr so sehr für ihn. Die Nikolausfeiern seien rückläufig. Nur wenige Menschen hielten die Tradition in Ehren, bedauert Arno Niehöfer, der als Feuerwehrmann schon lange pensioniert ist. Die Nikolaus-Rolle aber übt er gern weiterhin aus. Dann schaut er doch kontrollierend auf die Uhr. Ob er unter Zeitdruck stehe? „Nee“, wehrt er ab. „Ich habe Zeit bis zum 6. Dezember.“